In der niedersächsischen JVA Meppen wird in der Advents- und Weihnachtszeit eine besondere Krippenausstellung gezeigt: Mehrere Krippenlandschaften und weihnachtliche Szenen, die aus historischen Margarine-Figuren der 1950 – 1954er Jahre arrangiert wurden, sind dort durch einen engagierten Sammler zu sehen.

Margarine Figuren von den Herstellern Rama und Blauband. Foto: Markus Joosten, Imago
Diese Figuren wurden vornehmlich als Beigaben zu Margarine und Kaffee ausgegeben und entwickelten sich rasch zu beliebten Sammelobjekten für Groß und Klein. Man nannte sie das „Elfenbein des kleinen Mannes“. Viele Serien umfassten neben Tier- und Märchenmotiven die Krippen und Weihnachtsdarstellungen. Gerd-Peter Bragulla stellt die Krippen aus seinem Fundus zusammen und drapierte die Figuren zu stimmungsvollen Szenerien, die in den Räumen der JVA Meppen präsentiert werden. Ziel der Ausstellung ist es, in der Weihnachtszeit für Besucher von drinnen und draußen einen Moment der Freude, des Staunens und der Besinnung zu ermöglichen. Auf die Idee zu dieser Ausstellung kamen gemeinsam der Sammler Gerd-Peter Bragulla und die Gefängnisseelsorger.
Margarine-Figuren
Bragulla, der seine Kindheit als Flüchtling im Emsland verbracht hat, besitzt über eines der größten privaten Archive von Margarinefiguren. Der Münsterländer pflegt sein ausgefallenes Hobby. Facettenreich und immer wieder überraschend anders sind die Margarine-Figuren in seiner Sammlung. Er hat auch Exemplare, die nie in den Handel gekommen sind. Die Figuren gab sie vier Jahre lang von 1950 bis 1954 als kleine Zugaben im Lebensmittelgeschäft beim Kauf von Kaffee, Tee, Haferflocken oder Brotaufstrichen. Die so genannten Margarine-Figuren waren damals ein beliebtestes und begehrtes Spielzeug für Kinder. Das nach eigener Einschätzung größte Archiv an Margarine-Figuren schlummert bei ihm in 50 Vitrinen, Schränken und Kisten. „Wenn ich einkaufen gehen durfte, gab es bei einem Pfund Homann-Margarine immer ein Plastiktütchen mit einer Figur drin. Es hat lange gedauert, bis ich einen Zoo zusammenhatte“, erinnert sich Bragulla. Aber seine damals als Jugendlicher mühsam aufgebaute Sammlung verschwand irgendwann in einer Kiste auf dem Dachboden. Vor Jahren entdeckte Bragulla seine große Liebe zu den kleinen Figuren wieder neu. Auf 20.000 Ausstellungsstücke kommt Bragullas Privatmuseum.
Butter und Knast
Was das alles mit dem Knast zu tun hat? Margarine gilt als Ersatz für Butter. Und Butter gibt es im Knast nicht so oft. Beide Arten sind pflanzliche Öle. Der Fettanteil ist ähnlich hoch. „Im Gefängnis will man sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen“, erzählt ein Inhaftierter. „Ein Wurst- oder Marmeladenbrot ohne Butter oder Margarine schmeckt nicht“, fügt dieser hinzu. Margarine ist leichter zu streichen als harte Butter. „Die Figuren aus Margarine könnten durch Hitze schnell zerstört werden“, merkt ein anderer an. So mancher Lebensraum von Gefangenen hat sie bildlich gesprochen wieder verflüssigt.
Die Ausstellung in der JVA Meppen ist für Gefangene und Bedienstete zugänglich. Auch die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen. Wer Interesse hat, kann sich für zwei öffentliche Termine anmelden. Diese finden am 19. Dezember und am 30. Dezember jeweils um 14 Uhr statt. Anmeldungen dazu sind ab sofort bis zum 16. Dezember 2025 möglich unter der E-Mail Adresse jvmep-b-krippenausstellung(at)justiz.niedersachsen.de Bitte bei der Anmeldung den gewünschten Termin angeben. Der Einlass ist nur mit einem gültigen Ausweisdokument möglich.





