„Lieber Bischof Joseph, ich gebe dir meine Missio zurück“: Die Spitalseelsorgerin aus der Schweiz, Veronika Jehle, schreibt ihren Abschiedsbrief aus dem pastoralen Dienst der römisch-katholischen Kirche. In einem Klartext-Brief begründet Veronika Jehle, warum sie nicht mehr mit einer bischöflichen Beauftragung als Spitalseelsorgerin arbeiten möchte. Die Missio canonica, die kirchliche Beauftragung mit Verkündigungs- und Lehraufgaben, werde als „Kontrollinstrument missbraucht“, um „abweichende Überzeugungen und Kritik durch Mitarbeitende zum Schweigen zu bringen“, so die Theologin.
Veronika Jehle (36) kritisiert den Churer Bischof Joseph Bonnemain in ihrem Brief – und kündigt ihre Stelle als Spitalseelsorgerin am Kantonsspital Winterthur. Bis Ende Juni ist sie noch als Spitalseelsorger tätig. Die stellvertretende Redaktionsleitung beim Forum, dem Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich, behält sie. Die Theologin aus Wien lebt in Zürich.
ich gebe dir meine Missio, die bischöfliche Beauftragung, zurück. Als Spitalseelsorgerin stehe ich ein für das Evangelium und mache mich mit Menschen auf die Suche nach Spuren von Gottes Gegenwart im Hier und Jetzt. Warum lassen Sie sich als Frau von Ihrer Kirche diskriminieren? Gleichzeitig bin ich als römisch-katholische Spitalseelsorgerin verbunden mit einer Kirche, deren Strukturen die Werte des Evangeliums nicht sichtbar machen, im Gegenteil. Die hierarchische Ordnung und die Diskriminierung bestimmter Personengruppen stehen einer geschwisterlichen, gerechten Kirche diametral entgegen. Menschen fragen mich an: Wie können Sie sich als Seelsorgerin mit einer Institution identifizieren, in der so viel Missbrauch geschieht? Wie können Sie für eine Kirche stehen, die nicht bereit ist, ihre Strukturen zu verändern? Warum lassen Sie sich als Frau und Theologin von Ihrer Kirche diskriminieren?
Die ehemalige Kirche „Heilig Kreuz“ in Ludwigshafen. Das Kreuz mit Christus thront über dem Bauschutt. Foto: Dieter Müller
Diese Fragen berühren mich und lassen mich nicht los. Sie treffen ins Herz meiner Berufung: einer Berufung im Auftrag der römisch-katholischen Kirche, im Grund allerdings im Auftrag Jesu Christi. Kann ich dem Auftrag Christi unter den Menschen gerecht werden und mit der römisch-katholischen Institution in ihrer gegenwärtigen Form uneingeschränkt verbunden bleiben? Nein, ich kann es nicht. Deswegen gebe ich meine Missio zurück. Sie ist für mich Ausdruck der Verbundenheit mit der Hierarchie, die nicht entschieden eintritt für notwendige Veränderungen. Will ich meinem seelsorgerlichen Auftrag treu bleiben – was mein Herzensanliegen ist –, kann ich dies nur noch ohne Missio tun.
Ich gebe meine Missio zurück und riskiere damit die Möglichkeit, meine Berufung als Seelsorgerin zu leben. Ich möchte mit Nachdruck darauf aufmerksam machen, dass das Festhalten an den momentanen Strukturen den Rahmen für diese Arbeit untergräbt, das heisst konkret, die Kirche als Gemeinschaft untergräbt und sie ruiniert. Schon jetzt sind wir konfrontiert mit unzähligen Opfern, die dieses Festhalten kostet, schon jetzt ist unsere Glaubwürdigkeit weitgehend zerstört. Opfer werden Menschen nicht ausschliesslich durch die Verbrechen einzelner – Opfer werden Menschen auch durch Strukturen, die Verletzungen leicht erlauben sowie durch das Nicht-Ändern dieser Strukturen wider vernünftige Einsicht. Als Bischöfe weigert ihr euch meiner Wahrnehmung nach, entschieden einzutreten für notwendige Veränderungen der menschen-gemachten, strukturellen und kirchenrechtlichen Verfassung unserer Kirche. Ihr setzt Reformen nicht oder höchst schleichend um. Als einzelne, als Kollegium und verbunden mit dem Bischof von Rom erhaltet Ihr damit Diskriminierungen aufrecht und Möglichkeiten zu missbräuchlichem Handeln:
Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und die Übernahme von Verantwortung durch Euch verantwortliche Bischöfe vor Ort und durch jene im Vatikan geschehen weiterhin langsam und vorwiegend bei Druck der Öffentlichkeit. Der Bitte, Geduld zu haben und zu warten, möchte ich aus Gewissensgründen nicht mehr entsprechen: warten und geschehen lassen schadet und zerstört in meiner Wahrnehmung weiterhin; es wäre für mich nur noch zynisch.
Unbestritten braucht es Kriterien für die professionelle Ausübung der Aufgabe als SeelsorgerIn. Die Missio als Beauftragung durch den Bischof sollte der Seelsorgeaufgabe einen Rahmen geben und ein Ausdruck sein von Sendung und Vertrauen, von Tauglichkeit und Kompetenz. Diese Funktion hat die Missio nach meiner Wahrnehmung verloren: Intern deshalb, weil die Missio von Verantwortlichen als Kontrollinstrument missbraucht wurde und wird, um abweichende Überzeugungen und Kritik durch Mitarbeitende zum Schweigen zu bringen; nach aussen hin, weil die Institution und ihre klerikalen Repräsentanten ihre gesellschaftliche Glaubwürdigkeit verspielen. Die hohe Qualität an Menschlichkeit und Präsenz, die in Jesus Christus und seinem Umgang mit Mitmenschen ihr Vorbild hat, lebt auch dank SeelsorgerInnen in unserer Gesellschaft. Diese Haltung und Qualität gilt es in meinen Augen zu bewahren und weiter zu tradieren. Dafür braucht es funktionierende Strukturen, die von verschiedenen gesellschaftlichen AkteurInnen guten Gewissens mitgetragen werden können. Vor allem aber braucht es dafür Menschen in der Nachfolge Jesu, denen von Euch Bischöfen zugetraut wird, gerade in der Vielfalt ihrer Lebensumstände redlich und authentisch ihre Sendung zu leben.
Wie vielen berufenen und kompetenten TheologInnen wurde aufgrund ihrer Lebensformen die Missio durch ihren Bischof entzogen? Und wie viele, die wir beispielsweise als QuereinsteigerInnen aus Gesundheitsberufen in der Spitalseelsorge gut einsetzen könnten, wollen diesen Weg erst gar nicht wählen – auch weil sie sich nicht mit diskriminierenden Strukturen identifizieren wollen? Sie alle gehen unserem seelsorgerlichen Auftrag verloren. Wenn ich die Missio hiermit zurückgebe, so tue ich es in der Hoffnung, dass wir über die genannten Punkte einmal mehr miteinander ins Gespräch kommen und tatsächlich Schritte der Veränderung setzen: zugunsten von Rahmenbedingungen, die unserer seelsorgerlichen Berufung und Verantwortung in der Gesellschaft dienen.
Veronika Jehle
Der katholische Bischof von Osnabrueck, Franz-Josef Bode, sprach am Mittwoch (11.11.2015) bei der Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Bremen ein Grusswort. In der Besinnung auf die Barmherzigkeit Gottes koennten sich nach Ansicht von Bode Protestanten und Katholiken gemeinsam auf das Reformationsjubilaeum 2017 vorbereiten. Mit dem gemeinsamen Blick auf die Barmherzigkeit, die uns ohne unser Verdienst geschenkt wird , koenne das Christusfest zum 500-jaehrigen Gedenken der Reformation weiter gefuellt werden , sagte der Osnabruecker Bischof. Bode sprach in seinem Grusswort vor dem Kirchenparlament von einer gemeinsamen Aufgabe der beiden Kirchen (Siehe epd-Meldung vom 11.11.2015) Bischof Bode spricht Grusswort bei EKD-Synode in Bremen Copyright: epd-bild/HannoxGutmann the Catholic Bishop from Osnabrueck Franz Joseph Bode said at Wednesday 11 11 2015 at the Synodentagung the Protestant Church in Germany EKD in Bremen a Greeting in the Reflection on the Mercy God could to after View from Bode Protestants and Catholics together on the Reformationsjubilaeum 2017 prepare with the common Glance on the Mercy the us without Our Earnings Free will can the Christusfest to 500 year olds Remembrance the Reformation further filled will said the Osnabruecker Bishop Bode said in his Greeting before the Church of Parliament from a common Task the both Churches See epd Message of 11 11 2015 Bishop Bode speaks Greeting at EKD Synod in Bremen Copyright epd Picture HannoxGutmann