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Hofgang: Entgegen des Uhrzeigesinns gehen

26. Februar 2019

Haft bedeutet Freiheitsentzug, und so sieht auch der Alltag eines Gefangenen aus. Handy, Pizza bestellen, Internetzugang, gar Online-Shopping – all das ist für Strafgefangene tabu. Arbeiten, Hofgang, Abend-Freizeit bestimmen den Alltag in einer Justizvollzugsanstalt. Wie sieht eigentlich ein gewöhnlicher Tag eines Insassen der JVA Heimsheim aus?

Der Tag beginnt schon früh. 5.40 Uhr: der Häftling wird vom Justizvollzugsbeamten geweckt. Frühstück gibt es in der Zelle. 6.15 Uhr: Arbeitsbeginn „Bei uns besteht eine Arbeitspflicht. Es kann sich nur der von ihr fernhalten, der eine Krankmeldung des Anstaltsarztes vorlegen kann“, berichtet Hubert Fluhr. 11.10 Uhr: Mittagessen im eigenen Häftlingsraum. 12.20 Uhr: Ende der Mittagspause, Arbeit wird fortgesetzt. 15.50 Uhr: Feierabend 16.10 Uhr: Hofgang, gesetzlich vorgeschrieben sind eine Stunde pro Tag, im Sommer dürfen die Heimsheimer Gefangenen auch mal zwei Stunden unter freiem Himmel verbringen.

Fluhr berichtet vom Phänomen Hofgang. „Die Häftlinge, die sich die Beine vertreten wollen, laufen in der Regel im Kreis, dann aber entgegengesetzt des Uhrzeigersinns.“ 18 bis 21 Uhr: Freizeit. Die Türen der Zellen sind geöffnet. Die Gefangenen können sich frei innerhalb ihres Traktes bewegen. Können sich in der Suppenküche selbst etwas zubereiten, am Gemeinschaftsfernseher sitzen, duschen oder telefonieren. Ein Handy ist für sie nicht erlaubt. Ihnen steht ein Apparat zur Verfügung, bei dem jeder Anruf überwacht werden kann. Die Gebühren muss der Häftling selbst

Das Geld hiefür erhält er als Lohn für seine Arbeit. „Es sind unter zwei Euro pro Stunde. Einen Teil erhält der Insasse ausbezahlt, der andere wird für die Zeit nach der Haft angespart, so dass er sich das Nötigste besorgen kann“, erklärt Fluhr die Bedingungen. In der JVA Heimsheim werden auch Kurse während der Freizeit angeboten. Ob Musik- oder Sprachkurs, den Gefangenen, die sich hier engagieren, wird die Teilnahme positiv angerechnet. „Wir wollen, dass die Insassen sich auch sinnvoll beschäftigen können, das erleichtert immer die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Eine Studie zeigt, dass diese Menschen nach der Haft weniger kriminell werden“, so Fluhr. Die Angebote werden ausschließlich von Ehrenamtlichen aus dem Ort übernommen.

Ein Allgemeinmediziner hat eine feste Stelle innerhalb der Anstalt. Sogar über eine Art Klein-Krankenhaus verfügt die JVA in Heimsheim. Auch der Zahnarzt kommt zu seinen Patienten in die Anstalt. Spezialisten, wie beispielsweise Augenärzte, werden dann aber außerhalb aufgesucht. Dann wird der Häftling mit mindestens zwei Beamten zum Arzt gefahren. „Meistens klären wir das vorher ab, sodass die Wartezeit im Wartezimmer umgangen werden kann“, erklärt Fluhr die gewöhnlichen Vorgänge.

Persönliche Wünsche werden höchstens über die wöchentliche Bestell-Liste eines Händlers abgedeckt. Zigaretten, Süßigkeiten oder andere Lebensmittel können bestellt werden. Mal schnell eine Pizza bestellen, ist nicht drin. Auch in Sachen Besuchszeiten gibt es strenge Regeln und feste Zeiten. Wer zu Besuch kommen darf, das muss vorab beantragt werden. Pro Monat maximal fünf Stunden Besuch sind erlaubt. Einen Luxus gibt es dann aber doch: Jeder habe die Möglichkeit, sich in seine Zelle einen Fernseher zu stellen und könne nach 21 Uhr so lange er wolle fernsehen, oder eben auch nicht.

Madlen Falke | Schwarzwälder Bote

 

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