
Studientagung: Populismus und Rechtsradikalismus
Montag, 6. Oktober 2025, 16:00 - Freitag, 10. Oktober 2025, 13:00

Zur jährlichen Studientagung treffen sich GefängnisseelsorgerInnen bundesweit für Gespräche, Weiterbildung und politischer sowie kirchlicher Positionierung an wechselnden Orten. Jeder in der Gefängnisseelsorge Tätige kann an der Tagung teilnehmen. Die Kosten hierfür übernimmt das jeweilige Land oder das Bistum vor Ort. Im Rahmen der Studientagung wird die Mitgliederversammlung der Katholischen Gefängnisseelsorge in Deutschland e.V. durchgeführt.

Demo gegen rechts am 20. Januar 2024 in Erfurt.
Das Thema in Erfurt 2025 hat den Arbeitstitel „Das wird man doch noch sagen dürfen…“ – Populismus und Rechtsradikalismus. Wir leben in einer Welt mit wachsenden populistischen und rassistischen Tendenzen. Wir erleben den Krieg im nahen Osten, Terroranschläge von Islamisten und Rechten, verhärtete Fronten zwischen linken und rechten Kräften sowohl gesellschaftlich als auch politisch und kirchlich. Der weltweite Rechtsruck in der Politik ist in der westlichen Welt kaum zu leugnen. USA, Österreich, Niederlande, Italien und Deutschland rücken politisch und gesellschaftlich deutlich nach rechts, nazistisches Gedankengut, dass wir überwunden glaubten, wird wieder salonfähig.
Unsere Welt ist komplexer geworden und die Globalisierung hat nicht nur Gewinner produziert. Wer sich benachteiligt fühlt, wer glaubt, nicht am Wohlstand zu partizipieren, sich als Verlierer in der Gesellschaft fühlt oder Angst hat, in Zukunft möglicherweise Verluste zu erleiden und sich mit seinen Sorgen unverstanden oder nicht ernst genommen fühlt, wird oft empfänglich für einfache Thesen und Antworten, die gerade rechtsextreme Gruppierungen, Parteien und christliche Gruppierungen anbieten. Dies führt verstärkt zu Populismus, Rassismus und Radikalisierungen. Die genannten Phänomene gehen nicht an Gefangenen, Bediensteten, dem Justizvollzug und der Gesetzgebung, die deutlich restriktiver und oft nicht mehr vom Behandlungsgedanken, sondern eher von Schutz- und Ausgrenzungstendenzen geprägt sind, vorbei. Wo erlebe ich solche Tendenzen, was macht dies mit mir, wo falle ich selber auf Populismus herein, wo erlebe ich latenten Rassismus und wie sprach-fähig bin ich bei solchem Erleben, was sind meine eigenen Ängste und Sorgen?
Klaus Schütz | JVA Essen