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Inhaftierte Frauen in Südamerika: Schicksale, die herausfordern

28. September 2023

Mitte September 2023 fand in Berlin das Friedenstreffen der Weltreligionen statt. Dieses Treffen steht in der Tradition von Papst Johannes Paul II., der es 1986 in Assisi einberufen hat, um die Menschen an die Friedenskraft der Religionen zu erinnern. Seitdem hat die Gemeinschaft Sant’Egidio die Zusammenkunft jedes Jahr fortgeführt. Zusammen mit dem Deutschen Bundestag und unter Beteiligung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier sowie des Bundeskanzlers Olaf Scholz beschäftigten sich die TeilnehmerInnen zweieinhalb Tag mit Themen, die den Frieden betreffen. Aus Perú kam Silvia Alayo Dávila.

Ein Forum trug den Titel „Gefängnisse: Scheitern, Widerstandskraft und Hoffnung“. Neben der Europabeauftragten der ICCPPC (International Commission of Catholic Prison Pastoral Care), Doris Schäfer aus der JVA Würzburg, sprachen VertreterInnen anderer Kontinente. Aus Afrika kamen ein Richter von der Elfenbeinküste sowie ein ehemaliger Gefangener aus Sambia. Dieser hat nach seiner Entlassung einen Verein gegründet, um anderen Entlassenen zu helfen. Die Rechtsanwältin Silvia Alayo Dávila aus Perú ist zum Forum eingeladen worden. Alayo Dávila ist als Generalsekretärin der Kommission für soziale Fragen der Peruanischen Bischofskonferenz für die Koordinierung der Katholischen Gefängnisseelsorge in Perú zuständig. Um Alayo Dávila die Reise nach Deutschland und ihren Aufenthalt zu ermöglichen, haben neben der Gemeinschaft Sant’Egidio, die Diözese Würzburg und dem Katholischen Fonds sowie der Förderverein der Katholischen Gefängnisseelsorge in Deutschland die Reise finaziell gefördert.

Begegnung mit inhaftierten Frauen in der Kapelle der Justizvollzugsanstalt Würzburg.

Für Drogenhandel sehr lange Haftstrafen

Alayo Dávila war nach dem Internationalen Friedenstreffen in Berlin mehrere Tage in Deutschland unterwegs, um Kontakte zu knüpfen, die Situation in deutschen Justizvollzugsanstalten kennenzulernen, sich über Armut in Deutschland Gedanken zu machen und über die Gefängnisse in Lateinamerika Auskunft zu geben. Den Schwerpunkt ihrer Informationen bildete die Lage von inhaftierten Frauen in Perú. Sie sprach in der niedersächsischen Justizvollzugsanstalt Meppen mit Gefangenen, begegnete in der JVA Lingen dem dortigen Gefängnisseelsorge-Team und hatte in der JVA Würzburg eine Begegnung mit gefangenen Frauen sowie mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Die Gefangenen waren am meisten beeindruckt von der Tatsache, dass man in Perú für Drogenhandel sehr lange Haftstrafen bekommt. Die Haftbedingungen sind wesentlich härter als in Deutschland. Inhaftierte Frauen werden von der peruanischen Gesellschaft oft verachtet, weil sie „ihrer Mutterrolle nicht gerecht werden“, so erzählt die peruanische Rechtsanwältin.

Gegenseitiger Austausch

Bei ihrem Aufenthalt in Würzburg besuchte Silvia Alayo Dávila zusammen mit der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft International, Doris Schäfer, die Mensa für Arme und Obdachlose der Gemeinschaft Sant’Egidio in Würzburg, wo sie einerseits ehemalige Gefangene traf und sich andererseits davon überzeugen konnte, dass es in Deutschland ebenso Menschen gibt, die am Rande der Gesellschaft leben müssen. Außerdem war sie mit zwei Sinti-Frauen aus Würzburg und einer peruanischen Familie, die seit über 30 Jahren in Würzburg lebt, verabredet. Vor ihrer Heimreise stand ein Besuch im Konzentrationslager Buchenwald auf dem Programm. Die wenigen Tage ihres Deutschlandaufenthaltes waren angefüllt mit Begegnungen, die dem gegenseitigen Austausch beider Länder dienen.

Doris Schäfer | JVA Würzburg

 

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