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Häftlinge schicken verschlüsselte Botschaften

26. März 2024

Eine Justizvollzugsanstalt wirkt im ersten Moment auf die meisten Menschen bedrohlich und fremd. Kein Wunder, hier tummeln sich Menschen, denen viele Leute am liebsten aus dem Weg gehen würden. Wer sich aber etwas mehr mit dem Thema befasst, der bemerkt, dass sich hinter den hohen und dicken Gefängnismauern noch sehr viel mehr abspielt. Wie es sich anfühlt, plötzlich im Knast zu landen, hat Reporter Stefan Schier selbst erlebt. Er durfte probeweise eine Haft antreten.

Die JVA Gelsenkirchen hat aufgrund einer Besonderheit einen einzigartigen Status in Nordrhein-Westfalen. Hier ist etwas zwischen Häftlingen möglich, was woanders nicht denkbar ist. Die JVA Gelsenkirchen gibt es seit 1998 mit insgesamt 620 Haftplätzen – davon 440 für Männer und 118 für Frauen im geschlossenen Vollzug sowie 62 für Frauen im offenen Vollzug. Der Bau des Gefängnisses war das Ergebnis aus einem landesweiten Architektenwettbewerb, den der Kölner Architekt Michael Bohm gewann. Das Ziel war es, den inhaftierten Männern und Frauen sowie auch den JVA-Bediensteten ähnliche Lebens- und Arbeitsumgebungen wie in einer Kleinstadt zu bieten. Die Idee erwies sich im täglichen Betrieb aber als schwer umsetzbar. Ein großes Problem: Auch in der JVA Gelsenkirchen ist gesetzlich festgelegt, dass die Bewegungsfreiheit und auch Kontaktmöglichkeiten der Inhaftierten eingeschränkt sein müssen. Architekt Bohm hatte womöglich nicht ganz im Blick, dass die Inhaftierten auf kreative Art und Weise Kontakt miteinander aufnehmen könnten, als er das Gefängnis bauen ließ.

Buchstaben in der Luft schreiben

Das Besondere an der Architektur der JVA Gelsenkirchen ist, dass sich der Haftblock der Männer genau gegenüber dem Haftblock der Frauen befindet. Die Zellen trennt nur ein Fußballfeld. Und diesen ungewöhnlichen Umstand wissen die Häftlinge für sich zu nutzen. „Wenn es dunkel wird, dann nehmen die Häftlinge aus dem Männer- und Frauenblock durch Hand- oder Lichtzeichen Kontakt auf“, erzählt Marisa Schräder, Pressesprecherin JVA Gelsenkirchen. Die Künstlerin Lisa Domin-Alouane ließ sich 2018 von einer Inhaftierten das sogenannte „Faxen“ zwischen den Häftlingen erklären. Häftlinge sollen sich manchmal auf diese Weise jahrelang ausgetauscht haben, ohne sich dabei jemals aus der Nähe gesehen zu haben.

Gegenmaßnahmen seitens der JVA

Und so funktioniert es: Wenn eine Person beispielsweise kreisende Bewegungen macht, heißt das, dass sie auf der Suche nach einem Gesprächspartner ist. Laut Domin-Alouane werden dabei aber keine Morsezeichen verwendet. Die Buchstaben werden einfach so in die Luft geschrieben. Wenn die Buchstaben aber besonders schnell oder in Schreibstift geschrieben werden, dann kann es für ungeübte Leser auch schon mal sehr unleserlich werden. Angeblich sollen die Bediensteten der JVA nicht in der Lage sein, die Schrift zu lesen. Trotzdem hat die JVA Gelsenkirchen ein Mittel gegen das Problem gefunden. „Mittlerweile haben wir Bäume vor die Fenster der Inhaftierten gepflanzt, sodass die Kommunikation erschwert wird“, so Pressesprecherin Schräder. So sollen die geheimen Botschaften hinter dem Rücken des Personals vermieden werden.

Eingesperrt im Gefängnis – so fühlt es sich wirklich in der Zelle an

Ein Tag in der JVA – plötzlich allein mit einem Häftling eingeschlossen

Im Knast – was jeder Häftling über sich ergehen lassen muss

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Reportage

Was passiert eigentlich genau hinter den hohen Gefängnismauern, wenn ein Häftling seine Haftstrafe antreten muss? Wie es sich anfühlt, plötzlich im Knast zu landen, hat Reporter Stefan Schier vom DerWesten selbst erlebt. Er durfte probeweise eine Haft antreten. Inklusive emotionalem Bezug der Zelle und medizinischer Untersuchung. „Die JVA Gelsenkirchen hat mir die Möglichkeit gegeben, einen Haftantritt am eigenen Leib zu erfahren“ erzählt Schier. Lesen Sie seine dreiteilige Reportage…

 

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