Pfarrer Franz Pitzal baut seit vielen Jahren die Martinuskirche im Renninger Stadtteil Malmsheim nahe Stuttgart zu einer gigantischen Krippe um. Dabei greift der 84 jährige immer wieder neu aktuelle Themen der Zeit auf. Da kommt er an der Corona-Pandemie im Jahr 2020 nicht vorbei. Bei der 41. Renninger Krippe stellt der Pfarrer die Heilige Familie in das innere Zentrum eines überdimensionalen Corona-Virus hinein. Da bleibt die heftige Reaktion nicht aus. Nun stehen Maria und Josef nach der Planänderung inmitten der Kirche. An der Virus-Darstellung ist jetzt zu lesen: “Fürchtet Euch nicht”.
Pitzal ist sich bewusst, dass das durchaus kritisch gesehen werden kann. Doch der Ehrenbürger der baden-württembergischen Stadt Renningen will den Menschen mit der Krippe Hoffnung geben. Seit Beginn der Pandemie hat der pensionierte Pfarrer bereits Spenden für 14 Länder in Afrika, Asien und Südamerika gesammelt. Die sind auch in der Krippe Thema. In diesem Jahr ist aber natürlich auch die Krippenausstellung eine andere. Gäste dürfen nur in begrenzter Zahl in Gottesdiensten die Figuren und Bauten bestaunen. Jedes Jahr pilgern Busse weise Menschen zur Kirche.
Das Jahr der Barmherzigkeit, das Brandenburger Tor oder die Ungerechtigkeiten zwischen den Welten werden in der Krippenlandschaft, die die gesamte Kirche umfasst, thematisiert. Zum 41. Mal wird die Renninger Krippe aufgebaut, die rund 80 Meter lang ist. Eine Landschaft rund um den Kircheninnenraum. Normalerweise kommen rund 70.000 Menschen in der Krippenzeit vom dritten Advent bis Maria Lichtmess im Februar nach Malmsheim, um die Krippe zu besuchen. Darunter unter anderem auch die baden-württembergischen Ministerpräsidenten. Nur einer von ihnen ist noch nicht zur Krippe gekommen. “Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich zwar vor acht Jahren angekündigt, jedoch kurzfristig abgesagt”, erzählt der Krippenliebhaber süffisant.
Nach massiver Kritik aus der Kirchengemeinde ist die Heilige Familie jetzt aus dem Virus ausgezogen und hat ihren Platz mitten in der Kirche. Pfarrer Pitzal ist zwar überrascht von der Reaktion, äußert aber Verständnis und sieht in der Neuaufstellung auch einen Gewinn für die Krippe. “Ich kann es aber nicht ganz nachvollziehen. Wir hatten in den letzten Jahrhunderten die Pest und die Kriege. Gott kommt in die Not der Menschen auf die Welt. Die Geburtsgeschichte erzählt ebenso davon. Aber ich kann schon verstehen, dass die Menschen Angst haben.”, so der 84 jährige Pfarrer. Er will Mut machen und Hoffnung ausstrahlen und niemanden Angst einjagen. “Fürchtet Euch nicht” ist sein biblischer Leitspruch, der tief in die Weihnachtsgeschichte eingebunden ist. Seit 1973 ist er in der Kirchengemeinde tätig. In über 40 Jahren haben viele mitgearbeitet, die heute noch dabei sind. Sie werden an Corona-Weihnachten die Bilder und Videos im YouTube Kanal der Seelsorgeeinheit veröffentlichen. Und natürlich bei den Gottesdiensten, die stattfinden. Dieses Jahr ohne Gesang und wesentlich weniger Gläubigen.