Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, ist zu einem Besuch nach Israel gereist. Wilmer wolle ein Zeichen setzen: “Gedenken und Solidarität der Kirche in Deutschland gelten vor allem den Opfern der menschenverachtenden Terroranschlags der Hamas, den Geiseln, die verschleppt wurden, und den Angehörigen, die um sie bangen”, sagt er. Ebenso gedenke Wilmer der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, die unter der militärischen Auseinandersetzung leide.
Mit seinem Besuch wolle der Hildesheimer alle Gutwilligen ermutigen, an der Hoffnung eines friedlichen Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern festzuhalten. “Wir stehen an der Seite der Menschen, die den Frieden wollen”, sagte er. Er sei überzeugt, dass die kleine christliche Minderheit in Israel und Palästina schon bisher einen wichtigen Beitrag für das friedliche Miteinander geleistet habe und künftig eine wichtige Rolle spielen könne. Er sehe sich nicht “als eine Art Politiker”, sagte Wilmer nach Ankunft in Tel Aviv. “Ich habe keine naseweisen Vorschläge zur Überwindung des jahrzehntelangen Konflikts im Gepäck. Aber ich bin überzeugt, dass eine gesicherte Staatlichkeit Israels und eine gesicherte Staatlichkeit Palästinas die Grundlage eines künftigen Friedens sein müssen.”
Gedenkstätte Yad Vashem
In Gedenken an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren besucht Wilmer am 9. November die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Im Mittelpunkt steht für Bischof Wilmer das Gedenken an die Reichspogromnacht vor 85 Jahren. In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gedachte er der Opfer der Shoah und betete für die Opfer von Verfolgung und Antisemitismus. Am Rande des Gedenkens in Yad Vashem warnt Bischof Wilmer vor den vielfältigen Gesichtern des Antisemitismus.
„Die Existenz des Staates Israel wird mit brutaler Gewalt infrage gestellt. Juden und Jüdinnen in aller Welt sehen sich Bedrohung und Diskriminierung ausgesetzt. Besonders schmerzt mich, dass dies in Deutschland der Fall ist. Erneut werden jüdische MitbürgerInnen zur Projektionsfläche für tiefliegende Probleme. Der dunklen Versuchung, ihnen die Schuld zu geben, für Dinge, die nicht in ihrer Verantwortung liegen, können allzu viele nicht widerstehen“, so Bischof Wilmer. Er forderte dazu auf, sich ehrlich zu machen und Lügen sowie falschen Zuschreibungen entgegenzuwirken. „Zur notwendigen Ehrlichkeit, die heute von uns gefordert ist, gehört, sich daran zu erinnern, dass selbst die Kirche allzu lange antijüdische Sichtweisen gefördert hat. Diese Erinnerung hilft uns, nicht nachzulassen in unserer praktischen Solidarität. Hass und Diskriminierung treffen die Humanität unserer Gesellschaft ins Mark“, so der Hildesheimer Bischof.
Am Grab von Oskar Schindler
Am Grab von Oskar Schindler in Jerusalem steht Wilmer ebenso und sagt in seiner Rede: “Oskar Schindler hatte ein bewegtes Leben voller Widersprüche. Voller Verstrickungen, Scheitern, Schuld, Versagen, aber auch voller Liebe und menschlicher Güte. Durch eines ist sein Leben besonders in guter Erinnerung geblieben: Durch seine Bereitschaft unter Risiko für das eigene Leben während des Zweiten Weltkriegs Juden und Jüdinnen zu retten. Dies in einer Zeit, wo viel zu Wenige zu solchem Handeln bereit waren oder den Mut dazu fanden. Nicht von Ungefähr hat Yad Vashem ihn als Gerechten unter den Völkern geehrt. Im Talmud heißt es: ´Wer nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.´ Auch wenn diese Tat im Vergleich zu den Ausmaßen der Shoa klein erscheint. Sie ist bedeutsam!”, erläutert Wilmer.
Solidarität mit allen Menschen, die leiden
Mit seiner Reise in das Heilige Land will Bischof Wilmer ein Zeichen setzen: „Mir geht es um Solidarität mit allen Menschen im Heiligen Land, mit Israelis und Palästinensern, mit Juden, Muslimen und Christen. Und ebenso der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, die unter der militärischen Auseinandersetzung furchtbar leidet und den Verlust vieler Menschenleben zu beklagen hat“, sagt der aus dem Emsland stammende Bischof. Es liegt an allen, dem Antisemitismus entgegenzutreten und die jüdischen Geschwister nicht allein zu lassen. Zuschauen – sei es aus eigener Angst, Uninformiertheit oder gleichgültigem Desinteresse – ist keine Option. Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) wurde 1967 gegründet und versteht sich als Forum von Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind.
Fotos: © Deutsche Bischofskonferenz, Daniela Elpers