Sie setzen sich für die Umwelt ein, fördern Artenvielfalt und erhalten wertvolle Naturräume: die Gewinner des Preises der Umweltstiftung der
Bürgerinitiative Westernach. Darunter ist ein Projekt der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Der Gefängnisseelsorger Kurt Waidosch hat mit Inhaftierten Blühstreifen angelegt. Durch die gärtnerische Arbeit sind die Gefangenen aufgeblüht. “Sie sind aus sich herausgegangen”, so der Gefängnisseelsorger.
Auch innerhalb einer Justizvollzugsanstalt gibt es Möglichkeiten dazu beizutragen die Schöpfung zu bewahren und die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren zu fördern. Inhaftierten wird bei diesem Projekt die Gelegenheit geboten mit der Erde in Berührung zu kommen und gestalterisch tätig zu sein. Dies ermöglicht Sinnerfahrung. Gleichzeitig werden Inhaftierte und Bedienstete mit dem Anblick von Lebendigkeit und Schönheit erfreut. “Im Herbst 2020 bin ich auf die Anstaltsleitung zugegangen mit der Idee innerhalb der Justizvollzugsanstalt Blumenbeete anzulegen”, sagt Widosch. Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen konnte er innerhalb der Anstalt keine Gruppenangebote für Inhaftierte durchführen. So kam die Idee im Freien etwas zu initiieren, wo man an der frischen Luft ist und auf Abstand in kleiner Gruppe etwas macht.
Die Anstaltsleitung hat das Anliegen wohlwollend aufgenommen. Bei einer Begehung wurden Flächen zugewiesen, die man bearbeiten konnte. Es sind Flächen von insgesamt ca. 200 Quadratmeter, ursprünglich mit Grasnarbe, durchzogen von Mäuselöchern. Bei der Gestaltung gab es die Schwerpunkte, dass die Blumen und Stauden möglichst ganzjährig blühen. Blühende Wildpflanzen auf steinigem und trockenem Gelände sowie Küchenkräuter sind angelegt worden. Im Spätherbst begann der Gefängnisseelsorger zusammen mit ausgewählten und genehmigten Inhaftierten eine „Gartengruppe“ zu bilden. Es galt zunächst die Grasnarbe mit einem Spaten abzugraben, abzutransportieren und auf einem eigens angelegten Komposthaufen zu lagern.
Zusammen mit Inhaftierten wurden in einem nächsten Schritt Blumenzwiebeln eingebracht. Es bedurfte einer Anschubfinanzierung um Blumenzwiebeln, Blumenerde und Jungpflanzen beschaffen zu können. Der Förderverein für die Gefängnisseelsorge „Aufbruch“ hat diese Finanzierung übernommen, sowie andere kirchliche Träger. Teilnehmer der Gartengruppe äußern sich zufrieden mit der Möglichkeit an der frischen Luft zu gärtnern. Fast das ganze Jahr über sind Pflegemaßnahmen möglich: Unerwünschte Beikräuter entfernen, Neuanpflanzungen, hacken und gießen… Die Inhaftierten merken, dass sich ihr Umfeld verändert hat. Blühende Pflanzen im Wechsel der Jahreszeiten werden wahrgenommen. Die Schönheit und Pflege beeinflussen Menschen in positiver Weise. So mancher Inhaftierter ist regelrecht “aufgeblüht”.
Kurt Waidosch | JVA Schwäbisch Hall