Im Jahr 2002 haben verschiedene Menschenrechtsorganisationen (u.a. Amnesty International) mit der Gemeinschaft Sant’Egidio die „World Coalition against the Death Penalty“ ins Leben gerufen. Sie hat den Aktionstag „City´s for Life – Städte für das Leben / Städte gegen die Todesstrafe“ begonnen, der seitdem jährlich am 30. November ausgerichtet wird und auf Ebene der Zivilgesellschaft an diesem Tag Kampagnen zur Sensibilisierung für humanere Justizsysteme durchführt, die immer und unter allen Umständen das Leben verteidigen.
Dieser Tag ist der Jahrestag des Dekretes, durch das im Jahr 1786 das Großherzogtum Toskana zum ersten Staat der Welt erklärt wurde, der Folter und Todesstrafe abgeschafft hat. Mittlerweile beteiligen sich mehrere Tausend Städte (darunter fast 80 Hauptstädte) in über 100 Ländern an diesem Aktionstag.
In Deutschland werden unterschiedliche Aktionen durchgeführt. Von den ca. 170 größeren und kleineren Städten haben im Jahr 2017 viele das Rathaus illuminiert, z.B. Berlin, Münster, Hamburg. Andere beleuchten bekannte Gebäude in auffälliger Weise, um die Bevölkerung auf die Kampagne aufmerksam zu machen, und informieren über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Kampagne zur Abschaffung der Todesstrafe. In Würzburg wird die Festung grün, in der Farbe der Hoffnung angestrahlt, Stuttgart beleuchtet einen zentralen Platz, Nürnberg die Straße der Menschenrechte, Schwerin das Schloss, Aachen das Ponttor. Andere Städte führen kulturelle Veranstaltungen wie Filmvorführungen oder Dichterlesungen durch.
Der Einsatz gegen die Todesstrafe wird in Zeiten mit zunehmenden Tendenzen von Populismus und Vorurteilen, die Gesellschaften in Europa und anderen Kontinenten spalten, zur Wachsamkeit in Bezug auf die Gesellschaft und auf uns selbst und befreit vom Schlafwandeln und von Gleichgültigkeit, die zum Desinteresse gegenüber dem Leben der Anderen oder sogar zum Wunsch werden, den Anderen zu beseitigen. Jeder kann etwas tun, auch in den Ländern, die keine Todesstrafe anwenden. Die Herausforderung ist die Entgiftung eines Klimas, das Rache fordert und nicht nur Gerechtigkeit. Es muss „NEIN“ gesagt werden zu einer Wegwerfkultur und „JA“ zu einer Kultur der Rehabilitation.
Man kann sich dafür einsetzen, dass das Leben von Verurteilten gerettet und ihre Hinrichtung verhindert wird. Oder man kann Todeskandidaten die Hand reichen durch Besuche und Brieffreundschaften, aber insbesondere auch durch das Gebet. Es sollte immer bedacht werden, dass die menschliche Rechtsprechung irren kann, dass viele Unschuldige Jahre lang in Todestrakten waren und am Galgen gelandet sind und dass wir als Christen im Evangelium der Leidensgeschichte das deutlichste Beispiel für die Fehlbarkeit des Justizsystems besitzen.