parallax background

Bonhoeffer: Gewalt und Krieg hinterlassen nur Verlierer

28. September 2024

Immer mehr wird offenbar, wie Demokratie verachtend und menschenfeindlich die angebliche “Alternative für Deutschland” ist. Zugleich kommen Hass und Ausgrenzung ganz unverhohlen in die Öffentlichkeit, nicht nur bei denen dieser Partei. Das sinnlose Morden in den Kriegen geht weiter. Was bricht da auf unter uns Menschen? Und ist das wirklich alles? Wo sind die anderen, die, die mühsam den Weg der Versöhnung suchen? Ein Zeuge für diesen anderen Weg ist Dietrich Bonhoeffer. Sein Weg war inspiriert vom Weg Jesu.

Wer in meinem Namen Dämonen austreibt, den hindert nicht daran, sagte Jesus seinen JüngerInnen*, die von einem Fremden berichteten, der im Namen Jesu Heilungen vollbrachte. Die aufrichtende und heilende Kraft, die in den Begegnungen mit Jesus immer wieder spürbar war, war kein Privileg einer exklusiven Gruppe. Geht es doch dabei nicht um außergewöhnliche Fähigkeiten einer heilenden Person, sondern um das Ermöglichen einer Wandlung im Menschen. Diese ist von Gott her angestiftet und erfüllt so das Herz des Menschen. Im besten Fall steht kein Mensch mit den eigenen Interessen dazwischen. So heißt es in den Evangelien auch von Jesus in heilenden Begegnungen, dass „eine Kraft durch ihn ging“. In seinem Namen handeln heißt Anteil nehmen an dieser göttlichen Kraft und Sorge tragen, dass sie ins Fließen gerät.

Als SünderInnen* ausgegrenzt

Das geschieht in liebevollem Mitgefühl und lässt sich nicht festmachen, nur verschenken. Menschen wirken so im Namen Jesu innerhalb wie außerhalb der Kirchen. Mitgefühl scheint mir auch das Merkmal zur Unterscheidung der Geister zu sein, denn der Name Jesu wird auch missbraucht: überall da, wo Herrschaft und Unterdrückung durch Unterordnung und blinden Gehorsam geschehen. Dabei wird ein System von Angst erzeugt statt von Anerkennung. Das beginnt, wo Menschen von vornherein als SünderInnen* gebrandmarkt und ausgegrenzt werden, und geht weiter in geistlichem wie sexuellem Missbrauch. Das so wirkende System wird erst jetzt langsam und mühsam mit Hilfe synodaler Prozesse abgebaut und hoffentlich überwunden. Echtes Handeln in Jesu Namen wirkt in liebevoller Geduld, es verzichtet grundsätzlich auf Gewalt und baut auf die Kraft der Versöhnung.

Dietrich Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer war sowohl Zeuge wie Wirkender dieses Handelns in jenen dunklen Jahren des Naziterrors in unserem Land. Er schrieb: „Es ist eine Erfahrung unserer Tage, dass allein der ausgesprochene Name Jesu eine ungeahnte Gewalt ausübt, und die Mühe, diesen Namen über die Lippen zu bringen, mag mit einer Ahnung der ihm innewohnenden Gewalt zusammenhängen. Wo der Name Jesu Christi genannt wird, dort ist Schutz und Anspruch.“ Was muss das für eine intensive Erfahrung Bonhoeffers gewesen sein, in einer Zeit voller Hass, Verfolgung, Ausgrenzung und Krieg dennoch „Schutz und Anspruch“ zu erleben? Im Sinne Jesu ist das der Anspruch, Gewalt nicht mit Gegengewalt zu beantworten. Bonhoeffer aber wurde schließlich von den Nazis hingerichtet; ist damit sein Weg gescheitert? Wenn es darum geht, mit Gewalt zum Sieger zu werden, dann muss das scheitern, denn Gewalt und Krieg hinterlassen nur Verlierer.

Jesu Weg leben

Doch Jesu Weg der Gewaltlosigkeit durchkreuzt alle Strategien, mit denen sich die einen zum Sieger über die anderen machen wollen. Sein Weg ist der der Versöhnung; da gibt es weder Sieger noch Verlierer, nur Versöhnte, keine, keiner wird entwürdigt oder gedemütigt. Wer sich auf diesen Weg macht, handelt im Namen Jesu – auch wenn dieser nicht explizit so benannt wird. Die Erfahrung Bonhoeffers ist auch eine unserer Tage, wenngleich sie womöglich angesichts des nicht enden wollenden Mordens in den Kriegen und dem verstörenden Geschrei um immer mehr Waffen sehr verletzlich ist. Wie sehr lässt Kriegsgeschrei die Botschaft der Versöhnung verstummen? Und doch: wollen wir als Christen nicht jegliche Legitimation verlieren, müssen wir vom Weg Jesu erzählen. Mehr noch, wir müssen ihn leben! Immer wieder, Schritt für Schritt im aufeinander zugehen. Denn „wo der Name Jesu Christi genannt wird, da ist Schutz und Anspruch“.

Christoph Kunz | Mk 9, 38 – 43

 

Feedback 💬

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert