Anfang Februar 2025 flog eine Gruppe von Bediensteten der Justizvollzugsanstalten Fulda und Hünfeld erstmalig mit der katholischen und evangelischen Anstaltsseelsorge nach Rom. Andiamo a Roma, so lautete der Plan und hieß es in der Ausschreibung. Das Jubeljahr 2025 bietet sich besonders an, da Papst Franziskus die Pforten der großen Basiliken für das Heilige Jahr geöffnet hatte.
Der besondere Blick des Bischofs von Rom für die Gefangenen und die Öffnung einer zusätzlichen Pforte in einem römischen Gefängnis motiviert die TeilnehmerInnen. So schritt die Gruppe in der Woche durch mehrere Heilige Pforten mit beiseitegeschobenen schweren Vorhängen, was für alle etwas Besonderes darstellte. Die Stätte, an der der Apostel Paulus seinen Märtyrertod erlitt macht nachdenklich: Eine stille Klosteranlage mit mehreren Kirchen und dem Namen Tre Fontane (Drei Brunnen). De Stätte des Paulusgrabes in Sankt Paul vor den Mauern, die großartige Kathedrale mit den Papstmosaiken, begeisterte. Die Bediensteten begleitete die katholische Gefängnisseelsorgerin Sarah Benkner und der evangelische Gefängnisseelsorger Dr. Andreas Leipold.
Generalaudienz mit dem Papst
Die Gruppe der etwa 25 TeilnehmerInnen erklomm die Kuppel des Petersdomes und bestaunte die riesige Peterskirche mit der Pietà von Michelangelo und dem Bronzebaldachin von Bernini. Ein Höhepunkt war die Generalaudienz mit dem von Krankheit gezeichneten Papst Franziskus, der sich den Menschen auf eine besondere Weise zuwandte, sowie eine eindrucksvolle Begegnung mit der Schweizergarde. Schließlich ging es noch zum antiken Rom – Forum Romanum, Kolosseum, Kapitol – sowie auf den Aventin, von wo aus ein Schlüssellochblick auf den Petersdom eine Besonderheit darstellt. Die Piazza Navona mit dem wunderschönen Vierströmebrunnen, die Spanische Treppe sowie der Trevibrunnen wurden in der Woche als Höhepunkte bestaunt. Nach einer eindrucksvollen Führung in der Sebastians-Katakombe kehrte die Gruppe glücklich und zufrieden nach sechs Tagen wieder nach Hessen zurück. Der Zusammenhalt der Bediensteten wurde durch die gemeinsame Fahrt mit den vielen Erlebnissen gestärkt und sogleich wurde ein Nachtreffen ins Auge gefasst.
Sarah Benkner
Hintergrund: JVA Hünfeld
„Der Staat schließt nur zu.“ Mit diesem lapidaren Satz hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung Ende des Jahres 2005 ihren Bericht über die Eröffnung der teilprivatisierten JVA Hünfeld in Hessen überschrieben. Die hessische Landesregierung hatte bereits 1999 den Bau und Betrieb einer Haftanstalt in privater Organisationsform als besonders herausragendes Projekt propagiert. Der Justizminister der damaligen CDU-Alleinregierung schwärmte verheißungsvoll davon, die Privatisierung der JVA werde 15 Prozent billiger sein als ein staatlicher Betrieb. Die JVA Hünfeld mit 502 Haftplätzen des geschlossenen Strafvollzugs und 211 Bediensteten, davon 95 der Betreiberfirma, hatte am 2. Januar 2006 als erste teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt Deutschlands ihren Betrieb aufgenommen. Circa 45 Prozent der Betriebsleistungen waren an einen privaten Betreiber vergeben worden. Der hessische Rechnungshof hatte zum einen den Wirtschaftlichkeitsvergleich, der Grundlage der Privatisierungsentscheidung war, und zum anderen die Überwachung der Leistungserbringung des privaten Anbieters durch ein Vertragscontrolling geprüft. Entgegen den Erwartungen des Ministeriums waren die ersten privaten Angebote deutlich teurer als das vorgelegte Eigenbewirtschaftungsmodell (EBM).
Quelle: Neue Caritas