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Gegen jegliche Abwertung von Menschen eintreten

10. Oktober 2019

Mit Bestürzung und großer Trauer nehmen wir Kenntnis von der Amok-Tat im Paulusviertel der Stadt Halle/Saale. Ein junger Täter rüstet sich, um Menschen zu töten, die einer anderer Religion und anderer Nationalität angehören. Als GefängnisseelsorgerInnen haben wir mit Tätern zu tun, die aus welchen Gründen auch immer, anderen Menschen Schaden anfügten. Dunkle Taten sind was sie sind: menschenverachtend und lebenstötend.

Worte zu finden, angesichts der Brutalität und Entschlossenheit gegenüber dem Angriff auf unsere jüdischen Glaubensgeschwister In Halle/Saale, ist kaum auszuhalten. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, hat nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle/Saale die Gesellschaft zu einem dauerhaften Zeichen der Solidarität mit den Juden aufgefordert. Deutschland trägt Davidstern – eine solche Aktion, bei der möglichst viele Bürger das Symbol des Judentums tagtäglich offen an einer Kette tragen, wäre ein deutliches Signal gegen den Antisemitismus, sagte Joffe in Berlin. Als GefängnisseelsorgerInnen tragen wir nicht die Straftat mit, sondern sehen den Menschen und den Täter, ohne die Geschädigten aus dem Blick zu nehmen.

Als GefängnisseelsorgerInnen sind wir einer klaren Option verpflichtet: Als Mensch und als religiöser VertreterIn treten wir gegen jegliche Abwertung religiöser Überzeugungen, Nationalität und sexueller Orientierung ein. In den Gefängnissen treffen wir auf ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Tiefe Abgründe, Dunkelheiten und Unmöglichkeiten sehen wir ins Auge. Als GefängnisseelsorgerInnen können wir nicht die Welt retten. Aber wir haben eine klare Option dafür einzutreten, dass die Welt friedlicher und versöhnter werden kann. Wir hoffen darauf, dass sich Blickwinkel von Menschen ändern können, dass sich Täter ihrer grausamen Tat bewusst werden.

Der aus Halle stammende Magdeburger Bischof, Gerhard Feige, nannte es „eine menschliche Katastrophe, dass Juden in Deutschland nicht in Frieden leben und den Versöhnungstag Jom Kippur feiern können“. Er äußerte die Hoffnung, „dass diese abscheuliche Tat konsequent aufgeklärt wird“. Der evangelische Bischof Mitteldeutschlands, Friedrich Kramer, nannte die Tat „abscheulich und unerträglich“. Alle Menschen guten und friedlichen Willens seien aufgerufen, „einem Klima des Hasses und jeglicher Gewalt entgegenzutreten“, so der evangelische Bischof.

In erster Linie trauern wir mit den Familien der Betroffenen, den jüdischen Gemeinden, den Menschen guten Willens und allen, die sich gehen diese abscheuliche Tat stellen.

Michael King | JVA Herford

 

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