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Aktionstage zum Thema „Gefängnis“ in Hamburg

12. Oktober 2020

Abseits von Skandalen, aufsehenerregenden Verbrechen und populistischen Forderungen nach härteren Strafen interessiert sich kaum jemand für jene, die im Gefängnis sitzen. Die jährlichen Aktionstage Gefängnis wollen das ändern. Eine Ausstellung und verschiedene Veranstaltungen rund um das Thema Gefängnis bieten Infos, Diskussionen und sogar einen Poetry Slam. In Hamburg sitzen aktuell knapp 2.300 Menschen in Straf- oder Untersuchungshaft. Auch wenn dies nur eine kleine Gruppe ist, rankt sich nicht nur ein großer Teil von Literatur und Fernsehen um sie: Das Gefängnis selbst ist die ultima ratio des Rechtsstaates. Ebenso ist Kriminalpolitik, zumindest kurz vor Wahlen, eines der wichtigsten Politikfelder, insbesondere im konservativeren Spektrum. Doch mit dem Justizvollzug beschäftigt sich kaum jemand, außer denen, die „rein müssen“.

Dass nicht nur zahlreiche Angestellte der Justiz, sondern auch VertreterInnen von sozialen Einrichtungen, Seelsorgende, Angehörige und nicht zuletzt ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe Tätige täglich Knäste betreten und verlassen, ist kaum bekannt. Auch nicht, welche Herausforderungen sich dem Vollzug, der seinen gesetzlichen Aufgaben gerecht werden soll, angesichts der Lebenslagen der Inhaftierten stellen. In Hamburg stellt ein kleines Bündnis von in der Straffälligenhilfe haupt- und ehrenamtlich Tätigen zum zweiten Mal ein Programm im Rahmen der bundesweiten Aktionstage Gefängnis auf die Beine. Vom 2. – 7. November findet im Foyer der Zentralbibliothek eine Ausstellung, die einige der vielen Fragen zum Gefängnis beantwortet und andere Fragen erst eröffnet, statt. Dr. Thimna Klatt vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen hält am 3. November einen Vortrag mit anschließender Diskussion, in dem sie Voraussetzungen für einen gewaltarmen Jugendvollzug vorstellt – denn in Hamburg wird ganz aktuell an den baulichen und konzeptuellen Bedingungen für den neuen Jugendstrafvollzug gearbeitet, der trotz vieler kritischer Stimmen 2025 seine Arbeit aufnehmen soll.

Am 4. November um 19 Uhr zeigt das Bündnis im Schanzenkino 73 den Film „Meine Freiheit, Deine Freiheit“ über zwei Frauen auf ihrem Weg nach draußen und diskutiert mit dem Publikum darüber, was Knast insbesondere für Frauen bedeutet. Die machen zwar nur 6% aller Inhaftierten aus, sind aber meist ganz besonders durch Missbrauch und Drogenkonsum vorbelastet. Was reimt sich auf Gefängnis? – Das werden die Poetry SlammerInnen Helen Seidenfeder, Anna Lisa Tuczek und Stefan Klaus am 5. November (ebenfalls im Haus 73) herausfinden und damit das Thema Knast dorthin tragen, wo es normalerweise um die Freiheit der Worte und Ausdrucksfähigkeit geht – Gefangene und Entlassene hingegen haben kaum eine Stimme in der Öffentlichkeit. Dazu Maren Michels vom Landesverband Hamburger Straffälligenhilfe e.V.: „Knast geht uns alle an, denn – fast – alle Gefangenen werden eines Tages entlassen. Als Gesellschaft können wir es uns nicht leisten, ihnen keine zweite Chance zu geben. Wir müssen sie bestmöglich auf die Freiheit vorbereiten!“

Dafür stehen wir, die MacherInnen der Aktionstage Gefängnis in Hamburg! Gern stellen wir Kontakt zu langjährig ehrenamtlich im Gefängnis Tätigen und natürlich zu beruflich hier Aktiven her!

Kontakt

Maren Michels
Hamburger Fürsorgeverein von 1948 e.V.
Max-Brauer-Allee 138
22765 Hamburg
+49 (0)40 / 300 33 75 20

 

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