Zwei Jahre lang hat der Adventsbasar der Justizvollzugsanstalt im ostwestfälischen Herford nicht mehr stattgefunden. Jetzt hat er wieder eröffnet an einem anderen Ort. Nicht nur in der ehemaligen Direktorenvilla direkt an der Schleuse, sondern in der gegenüberliegenden Gärtnerei gibt es die Produkte der Knackis zu kaufen.
Auf dem Vorplatz der JVA Herford brennt das Feuer. Die Feuerschalen der Schlosserei sowie die Grills werden von den Leuten gerne gekauft. Manche der Besucher stehen bereits um 8.45 Uhr an der Eimterstraße 5 an und wollen den Christstollen der Knastbäckerei kaufen. Der Parkplatz ist voll, die Menschen strömen in die ehemalige Gärtnerei oberhalb des Bediensteten-Parkplatzes. Weithin sichtbar ist der Gefangenentransportbus und der GTW, der Gefangenentransportwagen mit den blauen Streifen. “Stell Dich mal vor den Bus mit der Aufschrift “Justiz”, damit ich sagen kann, dass Du darin warst” dirigiert eine Frau ihren Mann zum Foto an.
Nützliche Dinge zu kaufen
Im Adventsbasar gibt es neben Vogelhäuschen, Grillzangen, Schriftzüge aus Holz und Tassen nützliche Dinge für den Alltag. Dazu gehört ein so genanntes Notlicht, Küchenholzbretter oder Gießkannen aus Kupfer. Manche schleppen große Metallgegenstände ins Auto. Bezahlt wird am Ausgang, wo die Besucher sich anstellen müssen. Die Produkte werden in der JVA vor allem in der Schlosserei und in den Arbeitstherapie-Maßnahmen hergestellt. Die jungen Gefangenen bekommen wenig Lohn dafür. Das Bundesverfassungsgericht wird sich mit dem Gefangenenlohn noch auseinandersetzen müssen.
Anderswo wird hinter Gittern ebenfalls produziert. In Castrop-Rauxel hat kürzlich ein “Knastladen” aufgemacht, mitten in der Innenstadt. Es gibt Holzlaster für 40 Euro, Vogelhäuschen oder Zechentürme aus Sperrholz. Alles in Gefängniswerkstätten gefertigt, made in Germany. In fast allen Bundesländern werden Produkte aus den Gefängnissen auf eigenen Online-Plattformen vermarktet.
“Gut, dass die drin sind…”
Am Bratwurststand tummeln sich nach dem Kauf die Besucher. “Es gibt so lange Wartezeiten, um den Grill zu bekommen”, beschwert sich ein Zaungast. Die Gefangenenzahlen sind seit Jahren im Jugendvollzug rückläufig. Dies liegt an der demographischen Entwicklung. Oder verurteilen die Gerichte nicht mehr so schnell zu einer Haftstrafe? Solche Gespräche bekommt man beim Adventsbasar hier und da mit. Viele können sich den Gefängnisalltag nicht vorstellen. “Vielleicht ganz gut, dass die da drin sind”, kommentiert ein älterer Herr. Er sichert sich noch einen Christstollen im ehemaligen Anstaltsleiterhaus.
Ins Gespräch kommen
Inhaftierte sind auf dem Adventsbasar nirgendwo zu sehen. Gelockert ist kaum jemand der über 200 Gefangenen im Jugendvollzug. “Das ist sehr schade. Früher hatten wir bis zu 10 junge Menschen in der Ausbildung als Garten-Landschaftsgärtner vor den Mauern“, sagt Axel Korff, ein Bediensteter. Er ist Personalratsvorsitzender der JVA. In blauer Jacke mit der Aufschrift Justiz hilft er beim Basar mit. Dabei wird er öfters angesprochen. Allerdings nicht auf seinen Dienst hinter den Mauern, sondern wo es dies oder jenes zu kaufen gibt. Für die Gäste steht der Verkauf der Produkte an erster Stelle und nicht so sehr die Thematik im Vollzug. Nichtsdestotrotz ist solch eine Veranstaltung eine Möglichkeit ins Gespräch zu kommen, wie mit schuldig gewordenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen umzugehen versucht wird.
Michael King