„Mit eigenen Händen Kartoffeln anzubauen, die Erde durch die Hände rieseln zu lassen und die rauen Kartoffeln in Händen zu halten, war eine tolle Erfahrung in der Justizvollzugsanstalt“, sagt eine Inhaftierte der JVA Gelsenkirchen. Eine Mitgefangene, Frau P., ergänzt: „Das war eine ausgesprochen wertvolle Aktion, die allen Mitarbeiterinnen viel Spaß gemacht hat.“

Sirtema, La Ratta, Selinda, Violetta und Heiderot waren die fünf Kartoffelsorten, die die Frauen der JVA aufziehen und reichlich davon ernten konnten. Foto: JVA Gelsenkirchen
Neue Erfahrung zu pflanzen
„Zusammen wachsen lassen“ – Schöpfung bewahren. So lautete das diesjährige Motto der Kartoffelaktion 2025. Zum ersten Mal beteiligte sich die Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen an der ökumenischen Gemeinschaftsaktion der Erzbistümer Freiburg, Köln und Paderborn, der Diözese Rottenburg-Stuttgart und des Bistums Augsburg sowie der beiden Evangelischen Landeskirchen von Baden und von Westfalen. „Zehn Frauen der Beruflichen Bildung Bereich Floristik haben bei der Kartoffelaktion 2025 mitgemacht“, erklärt Meike Bussmann. „Für viele Frauen war dies eine völlig neue Erfahrung, Lebensmittel anzupflanzen und deren Entwicklung bis zur Ernte zu beobachten und zu begleiten“, ergänzt die Floristin und Ausbilderin in der JVA Gelsenkirchen.
Kartoffelfest gefeiert
„Zunächst haben wir die fünf Kartoffeln in große Kübel gepflanzt und draußen im angemessenen Lichtverhältnis positioniert“, erklärt Frau P. die Vorgehensweise. „Alle weiteren nötigen Informationen haben wir durch die Kartoffelbriefe erhalten, die immer rechtzeitig kamen und am Brett in der Floristik aushingen“, sagt Frau H. Doch es ging nicht nur darum, die verschiedenen Kartoffelsorten und ihren Anbau kennenzulernen. Das Thema „Bewahrung der Schöpfung und biologische Vielfalt“ spielte bei der Aktion eine Rolle. Die Frauen der Floristik hatten nicht nur viel Freude bei der Hege und Pflege ihrer Kartoffelpflanzen. Auch das Ergebnis der intensiven Arbeit konnte sich sehen lassen: „Über 100 kleine und große Kartoffeln aller Sorten haben wir aus den Kübeln geholt“, freut sich Frau H. über die reichliche Ernte. Und am Ende gab es noch eine Überraschung für alle Frauen der Beruflichen Bildung. „Wir haben aus der Ernte zwei Bleche mit wunderbar duftenden Kartoffeln und selbstangebauten Kräutern gezaubert und ein kleines Kartoffelfest gefeiert“, sagt Frau P. lächelnd. Nach dieser gelungenen Aktion sind sich alle Frauen einig: „Auch im nächsten Jahr beteiligen wir uns wieder an der Kartoffelaktion und bewerben uns um ein Starterpaket!“
Susanne Schart | JVA Gelsenkirchen | Titelfoto: Erzbistum Paderborn
Hintergrund
Das Mitmach-Projekt „Kartoffelaktion“ soll Menschen aller Altersgruppen für die Bewahrung der Schöpfung, Sortenvielfalt und gemeinschaftliches Gärtnern begeistern. Mehr als 2.600 Kartoffelsets mit fünf farbenfrohen Sorten werden verlost – darunter „Violetta“, „Sirtema“, „La Ratte“, „Heiderot“ und „Linda“. Das Besondere: Die Sets enthalten alte und bio-zertifizierte Kartoffelsorten, die von den Gewinnerinnen und Gewinnern im Frühjahr in Hochbeeten, Pflanzsäcken, Eimern oder Gartenbeeten angebaut werden können.
Die Website www.kartoffelaktion.de informiert näher. Von März bis Oktober kann man die die „Kartoffelbriefe“ erhalten – einen monatlichen Newsletter mit praktischen Tipps zum Kartoffelanbau, spannenden Informationen zur Biodiversität und spirituellen Impulsen für Erwachsene und Kinder. Der Newsletter begleitet alle Teilnehmenden mit hilfreichen Anleitungen und kreativen Ideen durch das gesamte Anbaujahr. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Kartoffelaktion ist die Vermittlung von Wissen über Sortenvielfalt und klimafreundliches Gärtnern. Neben praktischen Tipps wie Vorkeimen, Pflanzen oder der Pflegemaßnahme des Anhäufeln wird auf die Herausforderungen durch veränderte klimatische Bedingungen eingegangen.
Die ökumenisch ausgerichtete Aktion ist eine Gemeinschaftsinitiative der (Erz)Bistümer Freiburg, Köln, Paderborn, Augsburg und Rottenburg-Stuttgart sowie der Evangelischen Landeskirchen in Baden und Westfalen. Neben dem praktischen Gärtnern fördert sie einen achtsamen Umgang mit der Natur. Spirituelle Schöpfungsimpulse, verfasst von katholischen und evangelischen AutorInnen, bereichern die Aktion.