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JVA Gelsenkirchen engagiert sich zum Tag wohnungsloser Menschen

16. September 2025

„Wohnungslosigkeit ist nach Hunger die schlimmste Form von Armut”, erklärte der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann. Die Zahl von Menschen ohne eigene Wohnung erreicht mit 122.170 einen neuen Höchststand. Ein klares Zeichen gegen Wohnungsnot und für soziale Gerechtigkeit setzt der bundesweite Tag der wohnungslosen Menschen. Zum ersten Mal organisierte das Reso-Netzwerk Gelsenkirchen eine eigene Veranstaltung zu diesem Gedenktag.

JVA und Wohnungslose

Das Thema Wohnungslosigkeit spielt bei inhaftierten Menschen in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen eine Rolle. „Der Bahnhof war mein Wohnzimmer“, sagt Frau S. „Sechs Jahre habe ich nur mit Schlafsack draußen geschlafen, habe geschnorrt und mich gedrückt (Drogen konsumiert). Das Leben auf Platte ist eine eigene Welt, ein ständiger Kampf mit guten und schlechten Zeiten“, so die Inhaftierte. Zum ersten Mal beteiligte sich die JVA Gelsenkirchen an dem Tag der wohnungslosen Menschen und wirkte an der Veranstaltung des Reso-Netzwerks mit.

Ein Zuhause kann man sich nicht stricken

„Besonders freut es uns, dass wir einige unserer Inhaftierten dafür gewinnen konnten, symbolische Werke für diesen Tag zu gestalten“, sagt Sabrina Schmidt, Fachleitung des Strukturierten Übergangsmanagements der JVA Gelsenkirchen. Und ihre Kollegin vom Sozialdienst, Svenja Marach, betont: „Dieses Engagement unter Inhaftierten ist ein starkes Zeichen für Solidarität und Hoffnung.“ In Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen der JVA entstanden dabei mehrere Gestände und Werke. Die Männer der Arbeitstherapie fertigten zum Beispiel ein Vogelhäuschen, das stellvertretend für den Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum stehe. Eine Inhaftierte aus dem Offenen Vollzug bemalte es mit dem Wunsch: „Jeder Mensch sollte ein Zuhause haben!“ Andere Frauen haben ein Banner aus alten Decken und Bettlaken genäht. Eine Girlande wurde aus gestrickten kleinen Häuschen gestaltet, um daran zu erinnern: „Ein Zuhause kann man sich nicht stricken!“

Wohnraum ist ein Stück Freiheit

„Auch wenn ich selbst nicht von Wohnungslosigkeit betroffen bin, so ist es mir wichtig, diese gute Maßnahme für Wohnungslose zu unterstützen“, erklärte eine Inhaftierte ihr Engagement. Die Gefängnisseelsorge der JVA beteiligte sich auf ihre Weise an dem Aktionstag. „`Keine Macht den Sorgen´“ lautete das Motto unseres Gottesdienstes, den wir mit den Inhaftierten feierten und in dem wir an Menschen ohne Wohnung erinnerten“, erklärt Gefängnisseelsorgerin Susanne Schart. Ihre katholische Kollegin, Maria Mauch, ergänzt: „Es ist unser christlicher Auftrag, die Menschen am Rand der Gesellschaft nicht zu vergessen und immer wieder darauf hinzuweisen: Wohnraum ist nicht nur Lebensraum, sondern bedeutet ein Stück Freiheit.“

Susanne Schart | JVA Gelsenkirchen

Hintergrund

Das Wilhelm Sternemann Haus (WSH) in Gelsenkirchen hat eine lange Tradition: Am 1. Juli 1984 wurde es als Wärmestube mit Mittagstisch auf Initiative des damaligen Propst Wilhelm Sternemann gegründet. Seither arbeiten die Propstkirchengemeinde St. Augustinus und die Caritas Gelsenkirchen zusammen. Durch die Zusammenarbeit mit weiteren Kooperationspartnern und Ehrenamtlichen hat das Wilhelm Sternemann Haus jeden Tag geöffnet und bietet Wohnungslosen Beratung, Essen und eine Kleiderkammer.

 

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