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Menschen mit Musik aus dem „Ghetto“ herausholen

3. Juli 2024

Wer in den 1960er Jahren ein Teenager war, erinnert sich an Elvis Presley: Rock ’n‘ Roll und die ersten Tanzverabredungen. Diese Erinnerungen weckt der Niederländer Meins Coetsier jetzt in Seniorenheimen des Bistums Fulda. 2023 wurde er aus der Gefängnisseelsorge in die Seniorenheime als Koordinator der Altenpflegepastoral berufen. Dabei bringt er sich wie in den Gefängnissen Hünfeld und Fulda mit Musik ein. Sein neustes Projekt: FBI. Klingt wie die US Ermittlungsbehörde, bedeutet aber „für bessere Inspiration“.

Als inspirierend gilt Coetsier schon als er in den Justizvollzugsanstalten arbeitete. 7 Jahre hat er dort mit seinem seelsorgerlichen Wirken und seiner Gitarrenmusik hinter den Mauern Menschen begeistert. Nun ist der gebürtige Niederländer in der pastoralen Arbeit in den Fuldaer Alten- und Pflegeheimen tätig. Keine leichte Aufgabe. Coetsier sieht das anders: „Wir haben in einem festen Team von fünf Mitwirkenden seit Anfang des Jahres rund 20 Veranstaltungen mit Musik von Elvis Presley in den Seniorenheimen organisiert. ´Elvis im Altenheim´ ist aus dem ökumenischen Musikprojekt Divine Concern hervorgegangen, das 2017 ursprünglich im Rahmen der Gefängnisseelsorge gegründet wurde“, führt er aus.

Diakon Meins Coetsier im Seniorenheim als Seelsorger und Elvis…

Bei „Love Me Tender“ singen sie mit

In einem Interview auf katholisch.de spricht der Diakon von der besonderen Bedeutung und die Möglichkeiten der Weiterentwicklung in der Altenpflegepastoral. Besonders die Besuchsdienste spielen eine wichtige Rolle. „Die Reaktionen sind überwiegend sehr positiv. Einige fangen spontan an zu lächeln, eine ältere Frau zwinkert uns zu. Ein sympathischer Herr im Rollstuhl sagt: In the ´Ghetto´, das sind wir hier auch!“, erzählt der ehemalige Gefängnisseelsorger. „Spätestens bei ´Can´t Help Falling in Love´ und ´Love Me Tender´ fangen einige an, mitzusingen“, beobachtet er. Das Pflegepersonal ist aufgrund der Abwechslung im Alltag der SeniorInnen begeistert.

Aus dem Ghetto herausholen

Musik holt Menschen aus ihren Ghettos und überwindet Grenzen. In diesem Jahr stehen ein „Elvis Männer Nachmittag“, ein „Elvis Festival“, ein „Elvis Dinner“ sowie eine „Elvis Marien-Andacht“ auf dem Programm. Im Heiligen Jahr 2025, das unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ steht und ein zentrales Thema von Papst Franziskus aufgreift, fand Ende Mai das „Jubiläum der Familien, Großeltern und Älteren“ statt. Coetsier wird nicht müde zu betonen, dass ein aktiver „FBI“-Einsatz in Seniorenzentren neues Leben bringen kann. Mit diesem Wortspiel unterstrich er die Bedeutung eines Einsatzes „Für Bessere Inspirationen“ bzw. kreativer „Ideen“. Musik und Kreativität sind für ihn innovative Brücken, die Erinnerungen wecken und eine Atmosphäre der Geborgenheit und des Trostes schaffen können.

Integration digitaler Medien

Neben den Besuchsdiensten gehört die Integration neuer digitaler Medien sowie die Förderung von interdisziplinären Kooperationen mit einer engen Zusammenarbeit zwischen Kirche, Politik, Pflegeeinrichtungen sowie der Gesellschaft dazu. Das Ziel ist eine qualitativ hochwertige Betreuung. Coetsier hebt hervor, dass eine junge, engagierte und kreative Seelsorge mit haupt- oder ehrenamtlich Besuchsdienstgruppen von großer Bedeutung ist. Sie sollte sich an den Bedürfnissen der verschiedenen Generationen orientieren und die Herausforderungen des demografischen Wandels sowie die zunehmende Individualisierung in der Gesellschaft reflektieren. Seine Ausführungen veranschaulichen die fortlaufende Weiterentwicklung der Altenpflegepastoral, die sich den sich wandelnden Bedürfnissen der älteren Generation anpasst, um ihnen ein würdevolles und sinnerfülltes Leben im Alter zu ermöglichen. „Singen und Musizieren sind für uns Seelsorger, Pflegende und Betreuende die ideale Möglichkeit, eine wunderbare nonverbale Verbindung zu Menschen mit Demenz aufzubauen und gemeinsam mit ihnen Emotionen und Stimmungen zu erleben“, bestätigt Coetsier im Interview.

 

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