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Widerstandsgeist und Skepsis gegenüber Autoritäten gelernt

3. Oktober 2024

Der Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose ist Mitinitiator des Vereines #OutInChurch. Über hundert MitarbeiterInnen* der katholischen Kirche haben sich als nicht heterosexuell geoutet. Der engagierte Pfarrer mahnt eine Änderung der kirchlichen Sexualmoral an: “ Ich erwarte mir in der Kirche ein Ende der Diskriminierung. Ich will, dass sich queere Menschen offenzeigen können. Es ist immer noch so, dass viel Angst herrscht und viel Heimlichkeit“, so sein Statement.

Trotz aller Kritik an der Amtskirche hat Burkhard Hose heute keine Angst mehr: „In meinem direkten Arbeitsumfeld wissen alle schon lange, dass ich homosexuell bin – in meiner Familie sowieso. Und auch gegenüber dem Würzburger Bischof habe ich gerade in den letzten Jahren Wert aufgelegt, in dieser Frage sehr transparent zu sein und zu mir zu stehen. Es wäre ein schlechtes Zeichen, wenn diese Offenheit nun irgendwie bestraft würde“, sagt er ganz offen. Hose habe sich an konservativen Pfarrern gerieben. „Meine ausgeprägte Liebe zur Demokratie und meinen Gerechtigkeitssinn, meinen Widerstandsgeist und meine Skepsis gegenüber Autoritäten, die Gefolgschaft verlangen, habe ich genau in dieser Kirche entwickelt“, erzählt Hose in einem Interview des Würzburger Sonntagsblattes.

Mit Botschaft Jesu nicht vereinbar

Die Kirche habe mit Ungerechtigkeit in der amtstheologischen Hierarchie zu tun. Hose widersteht diesem „hierarchisch-klerikalen System“ und tritt für eine offene-liberale Kirche ein. Er verweist auf die Aussage von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2005, dass ein schwuler Mann nicht Priester sein dürfe. „Bis auf den heutigen Tag ist diese diskriminierende päpstliche Aussage nicht zurückgenommen worden“, meint Hose. Die katholische Kirche unterscheidet in ihrer Sexualmoral zwischen „empfundener und praktizierter“ Homosexualität. Dagegen tritt Hose entschieden an: „Das ist völlig aus der Zeit gefallen. Es ist in gewisser Weise auch zynisch. Denn nach der offiziellen kirchlichen Lehre heißt das ja: Man diskriminiert die homosexuellen Menschen mit ihrer empfundenen Sexualität zwar nicht, zugleich sind homosexuelle Partnerschaften aber Sünde. So eine Aufspaltung in Mensch und Beziehung ist schlichtweg Quatsch. Das ist mit der Botschaft Jesu nicht vereinbar“, sagt der Hochschulpfarrer.

Gott ist parteiisch

Für sein Engagement wurde er unter anderem mit dem Würzburger Friedenspreis im Jahr 2014 ausgezeichnet. Der in Hammelburg im Landkreis Bad Kissingen geborene Burkhard Hose sagt kurz vor seiner Priesterweihe, „Gott ist parteiisch, er steht auf der Seite der Menschen“. Nach diesem Motto lebt und handelt er bis heute. Trotz Anfeindungen auch gegen ihn persönlich, stellt er sich immer wieder auf die Seite der Schwachen, Diskriminierten und Ausgegrenzten. Gelebte Nächstenliebe und Zivilcourage sind eine Selbstverständlichkeit für ihn. Die provokanten Titel seiner veröffentlichten Bücher sind Programm: „Seit laut. Für ein politisch engagiertes Christentum“; „Es reicht. Auf dem Weg zu einer Kultur des Teilens“; oder „Warum wir aufhören sollten die Kirche zu retten“. Sein neustes Buch zusammen mit der Benediktinerin Sr. Philippa Rath erschien 2024 mit dem Titel „Meine Hoffnung übersteigt alle Grenzen.“ Die Rüdesheimer Benediktinerin und der Würzburger Hochschulpfarrer schreiben sehr persönlich über das, was ihnen Hoffnung gibt.

Michael King

 

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