Mitten im Wohnzimmer brennt der Gefängnisseelsorger Hans-Gerd Paus Texte in die Bretter seines Sarges.
Hans-Gerd Paus, der Gefängnisseelsorger aus der JVA Geldern, hat sich schon einige Mal seinen Kopf an seinem Sargdeckel gestoßen. Im Ernst! Zwar sind die Bretter noch nicht zusammengesetzt, aber das Material liegt schon seit drei Jahren bei ihm in der Wohnung am Niederrhein – auf dem Geländer der Treppe runter in sein Schlafzimmer. Am Anfang musste er sich an das neue Inventar noch gewöhnen. Da war es oft im Weg, wenn es mal schnell die Treppe rauf oder runter gehen musste. Jetzt zieht er jedes Mal den Kopf ein, um ihn zu schonen. Und den Sarg. Der soll möglichst ohne Macken sein, wenn er gebraucht wird.
Steht das kurz bevor? Oder warum hat sich Gefängnisseelsorger Hans-Gerd Paus dieses ungewohnte Accessoire in sein Wohnzimmer gestellt? „Warum denn nicht“, fragt er zurück. „Ich weiß, dass er irgendwann zu meinem Lebensweg gehören wird – warum sollte ich mich nicht damit beschäftigen.“ Irgendwann – das kann noch lange dauern. Gesundheitlich hat er akut nichts zu klagen. Im Gegenteil: Die Pläne für die Zeit nach seiner Emeritierung in zwei Jahren hat er schon geschmiedet. „Pilgern, quer durch Europa, vielleicht nach Israel.“
Nun gut, das Thema Sterben war in seinem Leben nie ganz fern. Als Seelsorger sowieso, aber auch privat. 50 Operationen musste er wegen chronischer Beschwerden über sich ergehen lassen. „Da fängst du irgendwann automatisch an, darüber nachzudenken.“ Wenn er das sagt, klingt das aber alles andere als fatalistisch. Eher fröhlich. „Wieso auch nicht?“, fragt der dann. „Wer sich damit auseinander setzt, macht sich doch vieles leichter.“ Mehr lesen… [ Kirche + Leben ]