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Fenster ohne Gitter in Kirche und Seelsorgebüros

23. Juli 2021

Michael King geht über den Hof in der Justizvollzugsanstalt Herford. Er ist der katholische Gefängnisseelsorger. Stimmen sind zu hören. Wer da spricht, sieht man nicht. Häftlinge stehen an den Fenstern der Zellen und unterhalten sich miteinander. Auch sie können einander nicht sehen. Alle haben Einzelzellen. Von außen sind nur Silhouetten hinter den engmaschigen Metallgittern erkennbar. Plötzlich ruft jemand: „Hallo, Herr King!“ – „Hey Tom, bist du das? Ich dachte, du bist gar nicht mehr da.“ – „Doch, seit gestern, ich habe mich gestellt.“

Michael King geht weiter. „Das ist ein cooler Typ“, ist von hinten noch zu hören. Die Gefangenen in Herford sind junge Männer im Alter von 14 bis 24 Jahren. King ist ein ruhiger, großer Mann, sachlich und reflektiert. Er bemüht sich, einen guten Draht zu allen Mitarbeitern zu haben. Und so begrüßt er jeden, den er trifft, freundlich. Als Seelsorger ist King einer der „Schlüsselträger“. „Ich habe sehr große Freiheiten“, erklärt er mit schwäbischem Akzent. „Ich komme fast überall hin. Dieser Status ist auf einem großen Vertrauen gegründet, das mir hier entgegengebracht wird.“ King betritt den sogenannten Spiegel, die Mitte des kreuzförmigen Hafthauses. Dort sitzen die Vollzugsbeamten und können den Überblick über alle vier Flügel behalten.

Hier sieht es noch so aus, wie man ein Gefängnis aus alten Filmen kennt. Die oberen Stockwerke sind über Gänge an den Wänden erreichbar. Dazwischen ist alles offen. Auf Höhe der ersten Etage ist ein Netz gespannt, damit sich niemand von oben in die Tiefe stürzen kann. In die Seitentrakte wurden im Lauf der Jahre Decken eingezogen, die Zellen vergrößert und um separate Toiletten erweitert. Durch das Erdgeschoss des Haupttraktes geht es weiter, vorbei an einer langen Reihe von Zellentüren, bis zum Eingang der Gefängniskirche. Sie steht in Verlängerung des Haupttraktes: ein offener heller Raum, der mit einer kleinen Apsis abschließt. In der Mitte ist ein Stuhlkreis aufgestellt.

Martin Schmid als Autor und Andreas Wiedenhaus als Fotograf vom Bonifatius-Verlag des Paderborner DOM magazin waren zu Besuch im Jugendvollzug der Justizvollzugsanstalt Herford. Sie haben erzählen ihre Eindrücke in der Reportage. Hier weiterlesen im pdf-Dokument

Quelle: DOM magazin | Erzbistum Paderborn

 

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