Mit Pseudonym schreibt Rolandus Germanicus Lyriktexte aus dem Maßregelvollzug. Dabei beschreibt er Glück und Gott als Sonne oder Ewigkeit. Es sind Gebete, die er niedrschreibt. Gebete zwischen Mauern und der Freiheit, zwischen Strafe und Selbsterkenntnis. Rolandus ist in einer Einrichtung für suchtkranke Straftäter untergebracht.
Glücksgeschehen
Aus dem Geringsten das Meiste zu machen,
widrigster Umstände entgegen,
trotz aller Mühen noch zu lachen,
tapfer voran zu schreiten auf allen Wegen.
Stets vom Schlechtesten auszugeh`n,
ohne das Beste zu überseh`n,
allen Strapazen zu widersteh`n,
um mit kleinsten Mitteln doch ins Ziel zu geh`n.
Wohl bedacht niemals aufzugeben,
dabei unbeirrt sein Ziel zu beseh`n,
sich stets immer wieder zu erheben,
allem Unglück zu widersteh`n.
Alle schweren Prüfungen mit Würde zu besteh`n,
ist des Lebens Kunst, die zu vermögen wir erfleh`n,
tapfer seinem Schicksal entgegenzuseh`n,
dazu sei Deiner Wege auserseh`n.`
Ohne zu klagen, ohne Trän`,
stets für sich einzusteh`n,
in der Liebe ein- und auszugeh`n,
wird Dir wahre Stärke ergeh`n.
Denn so, wird Dir das Glück zur Seite steh`n und oft gescheh`n.
Lebendiges Licht
Durch der Liebe Fürsorge in allen Wesen dem Aufgang geweiht,
gleichwie der Mensch sät und seinen Garten bestellt,
sehr bald schon darauf alles erblüht, wächst und gedeiht,
des Frühlings Sonne lichtvoll die ganze Welt erhellt.
Wie der kleinste Vogel mit seinem Schnabel sein Nest erbaut, ist reinste Kunst,
ein Werk, das er für seine Nachkommen errichtet,
darum steht die Natur in all ihrer Pracht in meiner Augen Gunst,
gleich wie GOTT sein Augenmerk auf uns Menschen richtet.
Die Blüte des Lebens erweist sich aus dem, das man pflegt,
es gar erringt, ohne dass man es zwingt,
so wie sich die Natur im Kreis der Jahreszeiten bewegt
und der Strömen Fluss stets zu rauschen erklingt.
Ist dies nicht zugleich eine Doktrin GÖTTLICHER Natur,
die uns lehrt, was sich gebärt und sich ernährt,
aus jeder Seele und Wesensruhe,
der Geist des Lebens sich so selbst widerfährt?
Und ist es nicht allein die Liebe,
deren Weisheit alles übersteigt,
statt dem Verstand und aller Triebe,
dieses Licht nur vor GOTT sich neigt?
Liebe, die dem Herzen entsprungen,
sich aber nirgends übereilt,
ach, wie viel Lieder wurden über sie gesungen,
während sie im Schöpfer stets verweilt?
Unendlich erstrahlt dieses himmlische Licht,
erfrischt die Seelen, denen es widerfährt,
erbringt Glanz mit neuer Sicht,
es allen und jeden ernährt.
So ist des Menschen Reichtum nicht, was sich häuft,
sondern nur Geist und Herz der wahren Liebe wert,
denn wenn auch der Mensch alles verliert und sich gar verläuft,
die Liebe aber selbst dem ärmsten Menschen noch immer höchstes Glück beschert.
Der Ewigkeit gewidmet
Sobald in Deinem Herzen die Liebe erblüht
und sie sich ganz und gar entfacht,
gebärt sich ein Licht, das in Dir erglüht,
das Dich erleuchtet, selbst in dunkelster Nacht.
Es stärkt Dich von inn`,
und verleiht Dir himmlische Kraft,
gibt Deinem Leben schönsten Sinn,
Deinen Gärten den Saft.
Es ist eine Sonne,
die Deine Seele ernährt,
ewigen Frühlings Wonne,
die Deinen Geist belehrt.
Ein treuer Freund, auf Deinem Weg,
der wahrlich von GOTT gelenkt,
der Dich behütet und pflegt,
Dir wahren Reichtum schenkt.
Einst werden wir sterben und uns fragen,
was hinterlassen wir Gutes?
Was werden wir vererben, ohne zu klagen,
um jenseits einzugehen frohen Mutes?
Denn wenn GOTT uns empfängt
Und uns nach unseren Taten richtet,
ist es die Liebe, die ER bedenkt,
nur ihrem Wirken sind wir verpflichtet.
Sei also für die Ewigkeit bereit,
dort lenke Deinen Reichtum hin,
denn bist Du gescheit,
hat alles andere nur vergänglichen Sinn.
Darum bete ich, inspiriere mich oh HERR,
denn ich brauch Dich so sehr,
meine Liebe gebe ich her,
in Deinen Händen mein Leben umso mehr.
In Deinem Reich will ich einst landen,
statt für immer zu enden,
sollte ich denn gar sonst in Armut stranden,
DU wirst es wenden.
Wie ein STERN in der Nacht, sei Dir immerzu meine Liebe entfacht, denn stets bin ich darauf bedacht, dass Christus über uns allen wacht. So sei mein Leben ein einziges Gebet, welches die Herrlichkeit GOTTES erfleht, denn was ich auch immer gesät, erwächst doch nur, das aus mir ergeht.
GOTT, verhelfe mir zum Besten, das ich sein will, DIR und der Welt, weil nicht Geld, sondern Geist und Liebe zählt, so gib mir, das mir noch fehlt,
um aufzugehen in dem, wozu DU mich einst erwählt. Blick in mein Herz, schau mir ins Gesicht, ich bin Mensch, mit einer Glaubenssicht, DEINE Herrlichkeit ist mein schönstes Licht, der Welten Lohn aber, übe ich Verzicht.
Gewähre mir einen Einblick in DEINE Ewigkeit, auf dass meine Seele in Dir gedeiht, so erlang ich Weisheit, für allezeit, dazu bin ich von Geburt an bereit. Denn, je älter wir sind, desto schneller uns die Zeit verrinnt, am Ende doch alles wieder von vorn beginnt, Desselbigen gleichen neu zu entdecken, durch unser Kind.
Rolandus Germanicus