Es ist vollbracht: Im Flur einer Wohngruppe der JVA Heilbronn hängt eines der größten käuflich erwerbbaren Puzzles der Welt. Es zeigt über 50 verschiedene Gemälde, beispielsweise von Claude Monet oder Leonardo da Vinci. In einer Gemeinschaftsaktion haben Inhaftierte, Bedienstete, Ehrenamtliche und externe Unterstützer innerhalb von rund fünf Monaten das 54000 Teile umfassende Puzzle zusammengesetzt.

Inhaftierte, Externe, Bedienstete und ehrenamtlich Mitarbeitende der JVA Heilbronn stellen eine Puzzle-Wand mit 54.000 Teilen her.
Das beeindruckende Werk misst etwa acht Meter in der Breite und zwei Meter in der Höhe und besteht aus 27 einzelnen Motiven zu je 2000 Teilen. Zur feierlichen Einweihung kamen alle Beteiligten bei Kaffee und Kuchen in geselliger Runde zusammen. Fünf externe Mitspielerinnen und Mitspieler wurden im Vorfeld ausgelost – drei von ihnen meldeten sich tatsächlich. Sie holten jeweils ein 2000-Teile-Puzzle in der JVA ab, setzten es zu Hause bis Ende Mai zusammen und brachten es anschließend zurück.
Ein Teil davon sein
„Ich habe sofort Gänsehaut bekommen, als ich das fertige Bild gesehen habe“, sagt Michael Sadlo, der gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Carla Horstkamp aus Frankfurt zur Feier anreiste. Nur drei Tage benötigte der 64-Jährige für sein Teilstück. Seit seiner Kindheit sei er begeisterter Puzzler: „Beim Puzzeln vergesse ich Raum und Zeit – ich nutze jede freie Minute dafür.“ Mit einem Lachen erinnert er sich an Duelle mit seiner Mutter: „Manchmal habe ich das letzte Teil mit in die Schule genommen, damit sie nicht vor mir fertig wird.“ Ebenfalls mitgemacht hat Lisa Rieble aus Heilbronn. Stolz erzählt sie: „Das ist das größte Puzzle, das ich je gemacht habe. Es war etwas Besonderes, ein Teil davon zu sein.“ Ein solches Projekt erfordere auch Verantwortung, betont Stefanie Hörter, stellvertretende Leiterin der JVA Heilbronn. „Die externen Teilnehmenden stehen sinnbildlich für die Gesellschaft: Sie treten in Kontakt mit Inhaftierten – ohne Berührungsängste.“
Bis zu fünf Stunden gepuzzelt
Das Puzzle sei ein Symbol für Resozialisierung: „Unterschiedlichste Gruppen haben hier durch ein gemeinsames Hobby zueinandergefunden.“ In den Werkstätten fertigten die Inhaftierten die Platten, auf denen die Puzzle gelegt und später wieder zur JVA transportiert wurden. Auch den Rahmen produzierten sie in der hauseigenen Schreinerei. Die Inhaftierten haben dabei enorme Ausdauer und Geduld gezeigt“, lobt Stefanie Hörter. „Sie haben auch so manche Flaute überwunden und sich gegenseitig motiviert, am Ball zu bleiben. Für Max Klamp (Name von der Redaktion geändert), Sprecher seiner Wohngruppe, war das Projekt eine willkommene Abwechslung und ein guter Zeitvertreib, wie er sagt. Wegen Betrugs sitzt der 24-Jährige noch ein paar Monate ein. Je mehr Teile fertig waren, desto größer war die Motivation, weiterzumachen. „Am Wochenende habe ich oft vier bis fünf Stunden gepuzzelt.“ Das Projekt habe allen gutgetan.
Lisa Könnecke | Lizenziert: Stimme Heilbronn