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Gefängnisseelsorge hat anderen Blick auf Menschen

28. Oktober 2020

Pastoralreferentin Monika Schraut (Mitte vorne) wurde als neue Seelsorgerin in den Justizvollzugsanstalten Würzburg und Schweinfurt eingeführt. Mit im Bild (von links): Pfarrer Dr. Matthias Leineweber, Doris Schäfer, Leiterin der katholischen Gefängnisseelsorge und Leiter der JVA, Robert Hutter.

Bei einem feierlichen Gottesdienst in der Kapelle der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg ist Pastoralreferentin Monika Schraut (56) am Sonntag, 4. Oktober, als neue katholische Seelsorgerin in den Justizvollzugsanstalten Würzburg und Schweinfurt eingeführt worden. Damit schließt sich eine Lücke im Team der Gefängnisseelsorge, die sich nach dem Wechsel von Gemeindereferentin Andrea Hartmann im September 2017 in die Würzburger Pfarreiengemeinschaft „Heidingsfeld“ aufgetan hatte. Das Team besteht nun aus Pastoralreferentin Doris Schäfer, Leiterin der katholischen Gefängnisseelsorge, den Pastoralreferenten Georg Ruhsert und Schraut (beide halbtags) sowie der evangelischen Pfarrerin Astrid Zeilinger.

Was es bedeutet, die rund 600 Inhaftierten seelsorgerisch zu betreuen, wurde im Gottesdienst spürbar, den die Gefangenen musikalisch und inhaltlich mitgestalteten. „Herr, ich bin eingesperrt, vermisse meine Familie und Freunde. Ich sehne mich nach Freiheit, und trotzdem will ich dir danken“, formulierte ein Häftling seine Gefühle. Im Gefängnis habe er anders schätzen gelernt, dass Menschen ihn besuchten und ihm schrieben. Er sei dankbar für jedes gute Gespräch. Seelsorge biete den Gefangenen einen geschützten Rahmen, ihr Leben in den Blick zu nehmen, griff Schäfer den Gedanken auf. Themen wie Schuld, Verantwortung, die eigene Rolle als Mutter, Familienvater, Partnerin oder Partner drängten sich ins Bewusstsein, wenn man Monate und Jahre Zeit zum Nachdenken habe. Da sei es gut, mit manchen Gedanken und Gefühlen nicht alleine zu sein. Und Seelsorge biete noch einen ganz anderen Blick an, den liebenden Blick Gottes auf jeden Menschen. „Manche Gefangene finden während ihrer Haft einen neuen Halt im Glauben“, erzählte Schäfer.

Seelsorge im Knast wirkt wie „Antikörper“

Auch Schraut hat das in den ersten Tagen ihres Dienstes bereits erfahren. Sie sei dankbar für die gute Aufnahme und das Vertrauen, das sie in vielen tiefen Gesprächen gespürt habe. Ein wenig davon war auch öffentlich in den guten Wünschen zu spüren, die weibliche Gefangene der neuen Seelsorgerin mit auf den Weg gaben. Der Frauenchor der Anstalt sang dazu neue geistliche Lieder. Pfarrer Dr. Matthias Leineweber, von 2010 bis 2014 selbst Leiter der Gefängnisseelsorge, kam in seiner Predigt auf die Rolle der Seelsorge zu sprechen. Er griff dabei ein Wort aus der neuen Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus auf: Viele Menschen seien mit einem „sozioökonomischen Virus“ infiziert. Es zerstöre die Gesellschaft und äußere sich in Gier, Habsucht, bis hin zu Taten wie Betrug oder Mord. Die Seelsorge habe hier im Kleinen einen Anteil am Heilen der Gesellschaft. Gottes Botschaft biete den Menschen „Antikörper“ gegen diese gesellschaftliche Pandemie. Schließlich seien alle Menschen Geschwister, „Fratelli tutti“, wie der Papst es ausdrücke.

Monika Schraut war Sprecherin der Berufsgruppe von den PastoralreferentInnen in der Diözese Würzburg. 1998 reduzierte sie ihre Dienstzeit in der Pfarrgemeinde auf eine halbe Stelle und war acht Jahre für die Caritas in der Inobhutnahme und Bereitschaftspflege für Kinder tätig. 2001 wurde sie mit halber Stelle Familienseelsorgerin im Dekanat Ebern und initiierte mit Pastoralreferent Johannes Simon die Gottesdienstreihe „Sinnzeit“. Zugleich begann sie die Ausbildung zur diözesanen Gemeindeberaterin, die sie 2003 abschloss. Ihren Beruf als Singschullehrerin übte sie seit 2000 in Zeil am Main aus, wo sie bis August 2020 ein privates Musikinstitut für elementare Musikpädagogik und einen Kinderchor betrieb. Seit 2015 arbeitet Schraut in der Internetseelsorge des Bistums Würzburg mit.

Pressestelle Diözese Würzburg

 

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