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Statt einer Moralpredigt eine praktische Anweisung

18. Januar 2025

Mit einer Hochzeitsfeier lässt das Johannes-Evangelium den Weg Jesu nach der Taufe im Jordan beginnen. Im galiläischen Kana wird gefeiert, und Jesus mit einigen Jüngerinnen und Jüngern sowie seiner Mutter ist mittendrin. Da geht plötzlich der Wein aus. Das ist schon erheblich, der Ärger ist groß. Hat man sich so vertan in der Vorbereitung? Sind plötzlich zu viel Gäste gekommen, die gar nicht eingeladen waren? War womöglich die ganze Gruppe mit dem Jesus unangemeldet dazugekommen?

Jedenfalls ist der Wein alle, da vergeht die Festfreude, die Feier droht zum Fiasko zu werden. Seine Mutter macht Jesus schließlich aufmerksam auf den fehlenden Wein; nicht selten sorgen sich besonders die Mütter um das ganz praktische Gelingen eines Festes. Doch sie handelt sich eine Absage ein, als wenn ihr Sohn auf dem Fest ohne Wein auch schon ziemlich schlecht gelaunt wäre. Weitsichtig, wie Mütter nun mal sind, sagt sie zu den Bediensteten: „Was er euch sagt, das tut“. Jesus gibt den Auftrag, sechs steinerne Wasserkrüge zu je 100 Litern mit Wasser zu füllen. Das wird getan – womöglich ist man froh, in der peinlichen Situation statt einer Moralpredigt eine praktische Anweisung zu bekommen.

Schätze des eigenen Einkaufs, die am Haftraumfenster „gebunkert“ werden.

Alles kann zu kostbarem „Wein“ werden

Als dann von dem Wasser gekostet wird, ist es zu Wein geworden. Soweit das berühmte Wunder zu Kana. Johannes leitet es in seinem Evangelium mit den Worten ein: „Es geschah am dritten Tag“. Der dritte Tag aber ist der Auferstehungstag. In der ersten Wunderhandlung Jesu leuchtet bereits die Vollendung. 600 Liter besten Weines sind ja auch nicht wenig. Maßlos also ist die verheißene Fülle, auf die Jesus gleich zu Beginn seines Wirkens hinweist. Aus dem Wasser unserer Bemühungen lässt Gott Wein werden. Dieses Evangelium ist mehr als nur der Bericht über die wundersame Wandlung von Wasser zu Wein zur Rettung einer Hochzeitsfeier. Es möchte unseren Blick weiten für den gesamten Lebensweg, den Weg des Jesus von Nazareth und alle unsere Wege durchs Leben hindurch, wo immer sie auch lang führen. Alles, wozu wir uns aufmachen, hat bereits die Möglichkeit in sich, zu kostbarem Wein zu werden, zur Freude zu führen, zum Heil, zur Vollendung. Im Scheitern ist die Zuversicht des Neubeginns verborgen, aus Spaltung kann Versöhnung werden, Leid lädt ein in Mitgefühl und kann darin Heilung finden.

Wieviel Wasser unserer Bemühungen ist bereits in den Krügen unseres Lebens? Wieviel Sehnsucht, Hoffnung, Zuversicht, Herzblut begleitet bereits unser Handeln? Und wieviel Vergeblichkeit müssen wir erfahren? Wieviel Enttäuschung? Wie oft sind wir trotz bester Bemühung gescheitert? Wieviel Leid hat sich angesammelt? Wenn das alles Wasser ist unseres Lebens, wie viele Krüge könnten wir heute damit füllen? Solche Erfahrungen führen zu Bitterkeit, wo sie nicht gewürdigt werden. Oder sie verfestigen sich in Gleichgültigkeit, wo sie verdrängt werden. Es ist wie mit unseren Tränen: dürfen sie nicht vorkommen, sammeln sie sich irgendwo im Innern und werden zur Last.

Mut, barmherzig zu sein

Jesu Auftrag ist, das Wasser in Krüge zu gießen. Das geschieht in unserem Mut, trotz der Rückschläge und Enttäuschungen neu zu handeln in unserer Zuwendung und Achtsamkeit. Es geschieht in unserem Mut, barmherzig zu sein. Vor allem aber geschieht es in unserem Mut, gewaltlos zu handeln. Vielleicht braucht es dazu besonders viel Mut angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen unserer Zeit. Aber so geht der Weg Jesu. Dass aus all diesem Wasser in den Krügen unseres Lebens Wein wird, ist Geschenk Gottes. Wenn du dieses Wasser kostest, schmeckst du wahrhaftig Güte. Vielleicht nur ein wenig und nur selten, ist es doch der Vorgeschmack eines großen Festes, das uns verheißen ist.

Christoph Kunz | Joh 2, 1 – 11 

 

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