Das Land NRW ist das bevölkerungsreichste in Deutschland. Daher gibt es entsprechend einige JVA´en. Die Konferenz der katholischen Gefängnisseelsorge tagte im September in der Akademie in Schwerte. Von etwa rund 40 GefängnisseelsorgerInnen sind 23 in das Tagungshaus gekommen.
Jeweils im Frühjahr findet die Tagung mit den KollegInnen der evangelischen Gefängnisseelsorge statt. Die Anzahl der TeilnehmerInnen verdoppelt sich bei diesem Treffen. Alle arbeiten sie im offenen wie geschlossenen Justizvollzug, im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg und im Jugend- und Frauenvollzug. Eigens dafür gibt es eine Konferenzstruktur mit einem Vorsitzenden und Stellvertreter sowie einem Schatzmeister. Fünf Bistümer sind auf dem Gebiet des Landes Nordrhein-Westfalen verteilt: Aachen, Essen, Münster, Köln und Paderborn. Mit 14 GefängnisseelsorgerInnen ist das Erzbistum Paderborn die größte Gruppe in diesem kategorialen Bereich. Hier liegen die meisten Justizvollzugsanstalten.
Neuwahlen
Das Land Nordrhein-Westfalen hat zwei Dekane für Gefängnisseelsorge im Dienst, einmal für Westfalen mit Stefan Ehrlich (JVA Köln) und Klaus Schütz (JVA Essen) für das Rheinland. Sie sind für die Verbindung zwischen den Bistümern und dem Ministerium der Justiz in NRW zuständig. Ein Dekan für Gefängnisseelsorge gibt es nur noch in Baden-Württemberg. In allen anderen Ländern sind dies SprecherInnen oder Vorsitzende aus dem KollegInnen-Kreis. Bei dem Treffen in Schwerte wurde ein Mitglied des Vorstandes in NRW neu gewählt. Sebastian Vieth (JVA Werl) wurde mit 20 Stimmen und drei Enthaltungen neu in das Gremium berufen. Maria Mauch (JVA Gelsenkirchen) hat ein Jahr lang diese Stelle vertreten. Mit einer Bronzetafel des Heiligen Leonhard ist sie jetzt aus dieser Tätigkeit verabschiedet worden.
Digitalisierung
Dekan Stefan Ehrlich, der noch ein Jahr in Personalunion Vorsitzender der Konferenz ist, stellte in seinem Bericht fest, dass vieles bewegt wurde, aber noch vieles offen ist. So wurden mit dem Justizvollzugsbeauftragten des Landes und dem Ministerium der Justiz Fragen erörtert, die der Gefängnisseelsorge in ihrem Dienstalltag auffallen. Eines davon ist der fehlende digitale Zugang von Gefangenen. „Medienkompetenz zu erlernen und zu fördern gehört heute zur Resozialisierung dazu“, sagt einer der Gefängnisseelsorger. Ein Versuch ist im Jugendvollzug gemacht worden, die Inhaftierten mit Tablets und einem überwachten Zugriff darauf auszustatten. Es scheiterte allerdings an den Kosten und der technischen Umsetzung.
Ombudsmann
Ein Justizvollzugsbeauftragter als Ombudsmann mit seinem Team für Beschwerden aus dem Vollzug gibt es nur in Nordrhein-Westfalen. Als „Dauerbrenner“ wird das gesetzlich definierte Briefgeheimnis im Schriftwechsel mit dem Justizvollzugsbeauftragten immer noch in nicht seltenen Fällen verletzt. Ferner äußerten einzelne Gefangene in ihren Eingaben die Befürchtung, dass die Kontaktaufnahme ihnen zum Nachteil gereichen würde. Nach wie vor wird das Aufkommen der Eingaben von den Anliegen der Inhaftierten aus dem geschlossenen Vollzug bestimmt. Die Gefängnisseelsorge spielt als unabhängige Instanz in Verbindung mit dem Justizvollzugbeauftragter eine große Rolle.
Fort- und Weiterbildung
Im sogenannten „Ökumenischen Rat“ mit VertreterInnen der Gefängnisseelsorge beider Konfessionen werden die Fortbildungs- und Weiterbildungsangebote im Land Nordrhein-Westfalen vorbereitet und durchgeführt. 2026 wird in Schwerte wieder die gemeinsame Tagung stattfinden. Im selben Jahr gibt es seitens der Justiz Nordrhein-Westfalen im Juni zusätzlich ein zweijähriges Fortbildungsangebot. Die Gefängnisseelsorge ist landesweit und bundesweit international wie national vernetzt. So findet im Oktober 2025 eine Studientagung des Vereins der Katholischen Gefängnisseelsorge in Deutschland e.V. zum Thema „Extremismus und Populismus in Gesellschaft und Justizvollzug“ in Erfurt statt. Die Gefängnisseelsorge ist interreligiös-sensibel ausgerichtet.
Michael King