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03. April 2024

"Hi, bruddr..."

Gefängnisseelsorge

Tätowierung als Glaubensbezeugung

Guten Tag liebe LeserInnen*,

jugendliche Inhaftierte bezeichnen sich untereinander umgangssprachlich mit Bruder oder Cousin. "Hey, das ist doch mein "bruddr", wenn sich jemand für einen einsetzen will. Verwandtschaftliche Verhältnisse sind durchaus eine Realität. Da ist der Cousin mit inhaftiert oder ein Brüderpaar ist gemeinsam in Untersuchungshaft. Wenn dem so ist, dann kann es Familienumschluss geben. Das heißt, die beiden Verwandten können für eine gewisse Zeit in einem Haftraum verbringen. Aber eher werden die Ausdrücke gebraucht, um eine vermeintliche Nähe herzustellen. "Sie sind doch mein bruddr", warum kann ich denn nicht meine Freundin anrufen", so oder so ähnlich höre ich das oft...

Glaube geht unter die Haut

Als ich noch Tabak in meinem Seelsorgebüro hatte, war ich permanent der Cousin. "Hey, Sie sind doch mein Cousin" war die Einleitung, etwas Tabak abzubekommen. Tabak verteile ich schon lange nicht mehr. Eine Nähe kann ohne irgendwelche Stoffe oder Geschenke entstehen. Eine Zigarette könnte ein Türöffner sein, aber als Gefängnisseelsorger möchte ich das Abhängigkeitsverhältnis nicht fördern. Ein Gefangener der Untersuchungshaft war zum Zugangs-Café mitgekommen. Er zeigte sich auffällig offen für unsere Arbeit und der Anstaltskirche. Um dies zu betonen, krempelte der den linken Pullover-Ärmel hoch und zeigte seinen "Glauben": Sehr professionell gemacht ist das Christusbild mit Dornenkrone, den betenden Händen und einem Rosenkranz tätowiert.

Geschichten stecken dahinter

Als Gefängnisseelsorger begegnen wir Inhaftierten und ihren Tätowierungen nicht zum ersten Mal. Doch manchmal, wie hier, ist es überraschend, wie eindrücklich diese Tätowierungen sein können und lassen uns staunen. Der Gefangene erzählt, dass er orthodox aufwuchs und deshalb diese Tätowierung anfertigen ließ. Teuer sei es gewesen, doch für seinen Glauben sei das gerechtfertigt, meint er. Was wohl noch so alles dahinter steckt? In einem der nächsten Gespräche wird er weiter davon erzählen. Es sind diese Erzählungen hinter den sichtbaren Zeichen, die hinter den Menschen schauen lassen.
Herzliche Grüße aus der Hansestadt Herford

Michael King

AndersOrt + Website
Gefängnisseelsorger JVA Herford

Ver-rückt

ein ostergedicht
verrückt vom leben
der sichere grabstein
von leben verrückt
geht nunmehr voraus
der ins leben verrückte
in den zu tode
geordneten alltag
der verstand sagt:
verrückt

der glaube befiehlt:
schweigt
das bekenntnis erzwingt
die form
allein
die verrückte kunst
wirft das mosaik
des stammelns
als klang in die luft
bis der atem schwingt
im himmlischen ton.
mf Ostern 2024

Das Leben ist größer als unsere Erfahrung davon

Das Leben ist größer als unsere Erfahrung davon
👓 Theologie

Auferstehung - in jeder Messfeier sprechen wir von ihr, gebrauchen dieses Wort wie all die anderen auch; es geht uns über die Zunge wie Frühling, Osterei und Kaffeebohne. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied: Beim Frühling wissen wir, wie er duftet und klingt, beim Osterei wissen wir, wie man es pellt und wie es schmeckt, bei der Kaffeebohne wissen wir, …

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Was ist so anders in dieser Nacht und so anders im Knast?

Was ist so anders in dieser Nacht und so anders im Knast?
👓 Gottesdienst, Jugendvollzug

Ostern, das Fest der Auferstehung. Im Knast wird das christliche Hochfest ebenfalls gefeiert. Etwas anders als draußen. Die Menschen, die im Gottesdienst am Ostersonntag um 9.15 Uhr im Jugendvollzug der JVA Herford versammelt sind, kennen die Liturgie nicht. Sie sind weder kirchlich sozialisiert noch dass sie das Osterfest in irgendeiner Weise draußen gottesdienstlich gefeiert hätten. Trotzdem kommen sie wie jeden …

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Von zwielichtigen Gestalten ließ sich Jesus einladen

Von zwielichtigen Gestalten ließ sich Jesus einladen
👓 Theologie

Der Restaurantführer Guide Michelin vergibt welt­weit Sterne, um eine hervorragende Küche zu würdigen. Ein Stern bedeutet: Eine Küche voller Finesse – einen Stopp wert! Zwei Sterne: Eine Spitzenküche – einen Umweg wert! Drei Sterne: Eine einzigartige Küche – eine Reise wert! Je mehr Sterne, um so teurer die Speisen, um so spezieller die Gäste. Ob’ s der Gaumen immer merkt? …

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Fußwaschung "to go", in "Pop-up Church" und im Knast

Fußwaschung "to go", in "Pop-up Church" und im Knast
👓 Gesundheit, Spiritualität

In der Antike war eine Fußwaschung so selbstverständlich wie heute Duschen oder Zähneputzen. Das kirchliche Ritual an Gründonnerstag erinnert daran, wie Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung den Jüngern die Füße gewaschen hat. Heute wird es auch ökumenisch an ungewöhnlichen Orten praktiziert. Am Abend vor seinem Tod am Kreuz steht Jesus vom letzten Abendmahl mit seinen Jüngern auf, gießt Wasser …

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Rauchen gestattet. Allerdings brütende Ente in der Sitzgruppe

Rauchen gestattet. Allerdings brütende Ente in der Sitzgruppe
👓 Haftalltag, Regional

Jedes Jahr beherbergt die Justizvollzugsanstalt Herford zwei bis drei Entenpaare, die trotz und vielleicht sogar wegen der Zäune ihre Brutzeit hinter den Mauern verbringen. Zum Nestbau wählte eine Ente jetzt neu einen Blumenkübel an der Sitzecke im Kirchengarten. Nicht ganz ideal, weil sich in unmittelbarer Nähe hier Bedienstete zum Rauchen treffen. Hinweisschilder, die auf den Umstand der Brut hinweisen, wurden …

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Zuchthaus Herford: "Erfreulichster politischer Gefangener..."

Zuchthaus Herford: "Erfreulichster politischer Gefangener..."
👓 Geschichte

Das Zuchthaus Herford und seine Häftlinge 1934-1939 (Folge 10). Der Sozialdemokrat Hermann Runge (1902 -1975) hatte nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) am 22. Juni 1933 seine Anstellung als hauptamtlicher Sekretär der SPD in Moers verloren und war somit arbeitslos. Runge, der auch Kreisvorsitzender der Republikschutzorganisationen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und Eisernen Front gewesen war, nahm 1934 eine Tätigkeit als …

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Häftlinge schicken verschlüsselte Botschaften

Häftlinge schicken verschlüsselte Botschaften
👓 Haftalltag, Regional

Eine Justizvollzugsanstalt wirkt im ersten Moment auf die meisten Menschen bedrohlich und fremd. Kein Wunder, hier tummeln sich Menschen, denen viele Leute am liebsten aus dem Weg gehen würden. Wer sich aber etwas mehr mit dem Thema befasst, der bemerkt, dass sich hinter den hohen und dicken Gefängnismauern noch sehr viel mehr abspielt. Wie es sich anfühlt, plötzlich im Knast …

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Gender spielt bei den Lebensälteren ebenso eine Rolle

Gender spielt bei den Lebensälteren ebenso eine Rolle
👓 Gender, Lebensältere

Im vergangenen Herbst wurde Diakon Dr. mult. Meins Coetsier, der zuvor für die Gefängnisseelsorge in den Justizvollzugsanstalten Hünfeld und Fulda tätig war, zum Dekanatskoordinator für die Altenheimseelsorge im Dekanat Fulda ernannt. Als gebürtiger Niederländer, der in Theologie und anderen Geisteswissenschaften tätig ist, betreut er jetzt 17 Senioreneinrichtungen im Dekanat Fulda und ist für die Weiterentwicklung der Altenheimseelsorge im Bistum Fulda …

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Logik des Kampfes: Der Esel und die weiße Fahne

Logik des Kampfes: Der Esel und die weiße Fahne
👓 Gewalt, Theologie

Es gab weltweite Aufregung um ein Interview mit dem Papst, das er einem lokalen italienischen Sender gab. Darin ging es um die Bedeutung der Farbe Weiß in verschiedenen Kontexten. So wurde er auch zum Hissen einer weißen Fahne im Krieg gegen die Ukraine gefragt. Franziskus sagte, dass dies ein Zeichen von Stärke sei, da damit die Waffen niedergelegt und Verhandlungen …

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Königliche Skulptur: BotschafterIn* der Menschenwürde

Königliche Skulptur: BotschafterIn* der Menschenwürde
👓 Projekte, Vorbilder

Die markanten Königsfiguren von Ralf Knoblauch enstehen in seiner Holzwerkstatt in Bonn. Am Anfang stand ein Stück Treibholz, welches er vor vielen Jahren am Strand in Kroatien gefunden hat. Für ihn war in diesem Holzstück ein König. In seinem Urlaubs versucht er aus diesem Stück etwas herauszuholen und von seinem überflüssigen Holz zu befreien. Der Diakon und Königserschaffer erzählt. Schnell …

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Vom Nordkap bis Malta: "Das Laufen gab mir Sinn..."

Vom Nordkap bis Malta: "Das Laufen gab mir Sinn..."
👓 Ehemalig Tätige, International

Im Sommer 2023  ist der ehemalige Gefängnisseelsorger Hans-Gerd Paus von der niederrheinischen Justizvollzugsanstalt Geldern vom Nordkap in Norwegen aufgebrochen und südwärts durch Schweden, Finnland, Dänemark, Deutschland, Österreich und Italien gepilgert. Nach 231 Tagen ist er an seinem Ziel über Sizilien auf der Insel Malta angekommen. Was hat diese Tour mit ihm gemacht? Wie haben Sie sich bei Ihrer Pilgertour jeden …

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Hey, lieber Gott, verzeih mir meine Sünden

Hey, lieber Gott, verzeih mir meine Sünden
👓 Haftalltag, Inhaftierte

Er bricht ein weil er Schulden hat, sie begeht einen bewaffneten Raubüberfall, er verkauft Drogen und sitzt schon das zweite Mal hinter Gittern. Es ist falsch Drogen zu verkaufen, Menschen auszurauben, oder einzubrechen. Vor allem nach christlichen Maßstäben. Domradio.de hat Gefangene gefragt: "Was bedeutet Ihnen der Glaube?" Drei Häftlinge erzählen, wie sie ins Gefängnis und zu Gott gefunden haben. In …

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50. Fachtagung: Himmelskomiker oder Boden-Luft-OffizierIn?

50. Fachtagung: Himmelskomiker oder Boden-Luft-OffizierIn?
👓 Tagungen

Himmelskomiker oder Boden-Luft-OffizierIn? Oder was sonst sollen, wollen und dürfen GefängnisseelsorgerInnen als angehende oder bereits im Dienst stehende Seelsorgende in einer Haftanstalt Deutschlands oder Österreichs verkörpern? Dieser Frage gab die 50. Fachtagung „Kirche im Justizvollzug“ Raum in Form von Information, Vermittlung von theologischem und juristischem Wissen, Anregung zur Selbstreflexion und Gelegenheit zu persönlichem kollegialem Austausch. 39 Teilnehmende der evangelischen und …

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"Ik ga naar huis" - Vom Theologen zum Seelsorger

"Ik ga naar huis" - Vom Theologen zum Seelsorger
👓 Ehemalig Tätige, Trauer

„Ik ga naar huis“ – die letzten Worte von Petrus Ceelen, klar und deutlich ausgesprochen – und dann war das auch so. Er ist heim gegangen. Letzten Sonntag, morgens gegen 8 Uhr, durfte Petrus das erfahren, worauf er neugierig war, wie es ist zu sterben. Das kann er uns aber nicht mehr erzählen. Jedenfalls war ihm klar, wohin die Reise …

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Trotz Rückschläge und Irritationen im gemeinsamen Boot

Trotz Rückschläge und Irritationen im gemeinsamen Boot
👓 Ökumene

Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben in einer digitalen Pressekonferenz das gemeinsame Wort "Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit" vorgestellt. Es soll das ökumenisches Miteinander geschätzt und bestärken werden. Der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding hat daran mitgewirkt. Statt utopischer Ziele solle man auf die Möglichkeiten vor Ort schauen. „Wir erleben …

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