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Papa, können wir nicht doch noch bleiben?

6. Februar 2019

„Endlich mit Papa zusammen kuscheln und mal richtig Zeit nur mit ihm“, die Freude darüber dem Fünfjährigen anzusehen! Es ist Samstagabend beim Mitmachtheater: Die Kinder haben ihren Vätern bunte Gesichter geschminkt, den Mädchen werden Zöpfe geflochten und die Handpuppen Rudi und Pia sorgen mit bunter Farbe für Hingucker. Seit 10 Jahren wird die deutschlandweite einzige Maßnahme in der JVA Schwerte für inhaftierte Straftäter aus dem offenen Strafvollzug und ihre Kindern durchgeführt.

Die Bedeutung des Vaters für die frühkindliche Entwicklung wird schon lange diskutiert. Einig ist sich die Fachwelt, dass qualitative Zeit, eine enge Bindung und ein guter Kontakt zum Vater sich positiv auf die psychosoziale Entwicklung von Kindern auswirken. Für inhaftierte Väter und deren Kindern ist es unter den Gefängnisbedingungenschwierig, in Kontakt zu bleiben und die Vater-Kind-Beziehung aktiv zu gestalten.

Inhaftierten Vätern fehlen viele Informationen über das Kind, die sich sonst im Zusammenleben ergeben und Möglichkeiten der Begegnung, um väterliches Engagement für Kinder erfahrbar zu machen. Diese Gründe und eindrucksvolle Erlebnisberichte von inhaftieren Vätern waren 2008 der Anlass für die Diakonie für Bielefeld gGmbH und das Institut für Kirche und Gesellschaft das Seminarprojekt und mittlerweile die Behandlungsmaßnahme „Spielräume“ für inhaftiere Väter und deren Kindern zu entwickeln. Väter haben hier im Rahmen von Vater-Kind-Wochenenden die Möglichkeit, gemeinsame Zeit mit Ihren Kindern zu verbringen.

Ein Programm mit jährlich wechselndem Motto trägt dazu bei, dass wechselnde Erfahrungen im Miteinander gemacht werden können. Neben gemeinsamen Aktivitäten gehören zum Wochenende auch getrennte Väter- und Kinderzeiten. Väter können in Väterrunden über ihr Verständnis vom Vatersein und ihre Begrenzungen in der Ausübung dieser Rolle im Kontext des Gefängnisses sprechen. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, mit anderen Vätern über die Folgen der Inhaftierung für die Kinder zu diskutieren und Anregungen für die Ausgestaltung ihrer Vaterrolle zu bekommen. Nicht zuletzt geht es um die konkrete Frage, wie sich Erziehungsverantwortung aus der Distanz unter prekären deren Angehörige ebenfalls an vielen Stellen mit dem Väterthema in Berührung war und ist.

„Papa, können wir nicht noch bleiben?“ formulierte ein Kind am Ende eines Seminars. Die Träger der Maßnahme sehen gerade in den Rückmeldungen der Kinder und der teilnehmenden Väter eine Bestätigung ihrer Arbeit. „Wir müssen auch künftig solche Begegnungsräume sichern und anbieten“, sind sich alle einig – „es bleibt nur zu hoffen, dass die finanziellen Ressourcen dies möglich machen.“

 

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