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Mit Gefangenen aus Deutschland befreundet sein

26. Oktober 2021

Seit einigen Jahren besteht ein Kontakt zu Alexious Kamangila, einem Anwalt aus Blantyre, der sich ehrenamtlich für die Gefangenen in Malawi engagiert. Blantyre wurde 1876 als erste Stadt Zentralafrikas gegründet. Der Name kommt von der schottischen Stadt Blantyre, in der der Missionar und Afrikaforscher David Livingstone geboren wurde. Aus Gründen der Pandemie konnte Alexious Kamangila nicht nach Deutschland reisen. Das dadurch gesparte Geld konnte für die Gefangenen in Malawi verwendet werden. Sie haben es als eine Geste der Solidarität verstanden, da sie besonders unter der Corona-Pandemie zu leiden hatten. Alexious Kamangila erzählt vom Treffen mit den Gefangenen im Gefängnis Chichiri in Blantyre.

Malawi24, eine der vier Online Nachrichten Plattformen, hat am 24. Mai 2021 von zwei Camp Courts, die Alexious Kamangila organisiert hat, berichtet.

Mordverdächtige erhalten Gelegenheit zur Anhörung

Die Gemeinschaft Sant Egidio, eine Laienbewegung der katholischen Kirche, hat Camp Courts für die Gefängnisse Thyolo und Bvumbwe eingerichtet, in denen 11 Untersuchungshäftlinge, die wegen Mordes angeklagt sind, kürzlich die Möglichkeit hatten, sich zu äußern. Der Aktivist für soziale Gerechtigkeit Alexious Kamangila, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter von Sant Egidio, sagte, dass der Zugang zur Justiz zwar ein allgemein akzeptierter Grundsatz des Strafrechtssystems ist, jedoch Verzögerungen zu Freiheitsentzug führen, und dass Verzögerungen nach wie vor weit verbreitet sind. Kamangila sagte, dass Sant Egidio nach dem Motto „Aufgeschobene Gerechtigkeit ist verweigerte Gerechtigkeit“ durch die Initiative „Gerechtigkeit für alle“ auf die Idee kam, Camp Courts einzurichten, nachdem sie festgestellt hatten, dass arme Menschen am meisten betroffen sind, weil sie sich keinen Anwalt leisten können.

Kamangila lobte die Justiz für ihr Engagement, die Gerichte zu den Menschen zu bringen, insbesondere zu denen in den Randgebieten, und forderte andere Interessengruppen auf, die Initiative zu unterstützen, damit alle Menschen Zugang zur Justiz haben. „Dies zeigt das Engagement der Justiz, dass mit der nötigen Unterstützung viele Dinge verbessert werden können, was den Zugang zur Justiz für alle betrifft. Wir fordern die anderen Beteiligten auf, diese Initiative zu unterstützen, damit nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch eine Entlastung der Gefängnisse erreicht werden kann. „Neben der Katholischen Gefängnisseelsorge in Deutschland danken wir auch den Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Würzburg. Ihre Unterstützung zeigt, dass niemand zu arm ist, um einem anderen helfen zu können“, sagte Kamangila.

Der leitende Rechtsbeistand Rodgers Mpombedza, der die 11 Angeklagten vertrat, lobte das Gericht für sein Engagement, Gerechtigkeit zu üben. Er sagte, es sei klar, dass die Gerichte für jeden offen seien, aber was die Räder der Justiz oft verlangsame, seien die Ressourcen, die das Ziel einer zeitnahen Justiz und eines gleichberechtigten Zugangs behinderten. „Als Strafverteidiger können wir dem Gericht nachfühlen, dass auch wir mit finanziellen Engpässen zu kämpfen haben, um eine zeitnahe und qualitativ hochwertige Rechtsvertretung zu gewährleisten. Wir sind daher dankbar für die Partnerschaft mit Sant‘ Egidio in unserem Land und rufen andere Beteiligte auf, sich anzuschließen, um den Druck im Strafrechtssystem zu verringern“, so Mpombedza. Die Gemeinschaft Sant‘ Egidio hat eine Reihe von Camp Courts eingerichtet, um Untersuchungshäftlingen in Tötungsdelikten, vorzugsweise jenen, die die Haftzeit überschritten haben, die Möglichkeit zu geben, angehört zu werden und eine Freilassung gegen Kaution zu erwägen.

An dieser Maßnahme sind die Justiz, die Staatsanwaltschaft, das Büro für Rechtshilfe (Verteidiger) und die Zivilgesellschaft beteiligt. Neben der Bereitstellung kostenloser Rechtsberatung für Bedürftige umfasst die Arbeit von Sant’Egidio in den Gefängnissen auch die Verbesserung der sanitären Verhältnisse in den Gefängnissen, die Bereitstellung von Lehrmaterial und die Vermittlung von Kenntnissen, um die Rückfälligkeit zu verringern.

 

Liebe Freunde,

 

im Gefängnis von Chichiri erzählten wir am Pfingsfest, wie der Heilige Geist den Jüngern dabei half, ihren verschlossenen Raum zu verlassen, um das Evangelium zu verkünden. Dass inmitten von Covid 19 jeder hinausgehen sollte, um anderen zu dienen, statt sich in seiner Angst vor dem Tod zu verschließen. Wir überbrachten die Nachricht von der Freundschaft der Gefangenen aus Würzburg, die den Gefangenen in Malawi helfen. Es war ein freudiger Moment. Selbst der anwesende Vollzugsbeamte will mit den Gefangenen in Deutschland befreundet sein.

Entlastung der Gerichte

Wir nutzten die Mittel, um Richter, Staatsanwälte und Verteidiger in das Thyolo-Gefängnis, das Bvumbwe-Gefängnis (Jugendgefängnis) und das Mulanje-Gefängnis zu holen. Mit der finanziellen Unterstützung konnten wir auf diese Weise Camp Courts einrichten, in denen Richter Fälle von Häftlingen verhandeln, die über einen langen Zeitraum im Gefängnis saßen, ohne dass ihre Fälle vorankamen. Bei diesen Camp Courts wurden 7 Inhaftierte des Thyolo-Gefängnisses, 5 Inhaftierte des Bvumbwe-Gefängnisses und 10 Inhaftierte des Mulanje-Gefängnisses aus der Haft entlassen. Insgesamt konnten 22 Gefangene entlassen werden.

Camp (Civil Appeals Management Program) Court ist eine Initiative, bei der Gerichte in Gefängnissen eingerichtet werden, um Personen, die sich schon lange in Untersuchungshaft befinden oder krank sind, schnell zu ihrem Recht zu verhelfen. Das Camp Court wurde in Malawi in Anlehnung an eine in der indischen Provinz Bihar entwickelte Praxis eingeführt. Die Richter besuchen die Gefängnisse, um die Untersuchungshaftfälle zu überprüfen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um Gerichtshöfe für Gerichtsverfahren.

Verbesserung der Ausbildung im Gefängnis

Außerdem wurden die Mittel für den Kauf von Schulmaterial im Kachere-Gefängnis in Lilongwe, einem Gefängnis für Jugendliche, verwendet. Dieses Gefängnis verfügt über eine Schule, um junge Straftäter zu resozialisieren und ihnen eine neue Lebensperspektive zu geben, damit sie sich auf ihre Wiedereingliederung vorbereiten können und nicht wieder rückfällig werden. Wir werden einen Verantwortlichen in Lilongwe bitten, Fotos für eure Aufzeichnung und Berichterstattung zur Verfügung zu stellen. Vor allem aber können wir euch nicht genug für eure Unterstützung und euren Mut danken, mitten in der Covid 19 Pandemie solche Mittel aufzubringen. Es ist eine großartige Geste, die zeigt, dass nichts unmöglich ist und dass mit Gott alles möglich werden kann.

Herzliche Grüße an unsere Freunde aus dem warmen Herzen Afrikas.

Alexious

 

 

 

 

 

Übersetzung: Doris Schäfer

 

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