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Das Symbol Labyrinth in einem Gefängnis

17. Februar 2019

Labyrinthe sind Symbole für unser Leben. Die Linie von Geburt zum Tod ist nicht gerade, sondern ein Weg, der durchzogen ist von Wendungen, Schlaufen und Bögen und dem Wissen, dass manchmal unser Weg so nicht weitergeht, wie wir ihn bisher gegangen sind. Im Zentrum des Labyrinths ist die Mitte – alles was wir mit unseren Zielen, Erwartungen und Sehnsüchten des Lebens verbinden. In der Mitte ist auch ein Minotaurus, ein Bild für die grundlegende Auseinandersetzung des Menschen mit dem Ungeheuer in seinem Inneren.

Für Menschen bedeutet zu leben auch zu ringen mit dem Potential, das in jedem steckt, sich selbst und anderen Schaden zuzufügen, sich selbst und andere zu zerstören. Unter „normalen“ Bedingungen, in Sicherheit und Wohlstand gelingt es den meisten Menschen dem Ungeheuerlichen heldenhaft gegenüberzutreten und ihm zu widerstehen, in manchen Fällen, unter ungünstigen Umständen, aus verschiedensten Gründen gelingt dies nicht. Dass die alte und grundlegende Form des Labyrinths kein Irrgarten ist, sondern aus einem einzigen Weg besteht, legt den Grundsatz nahe, dass ein wichtiges Element des Lebens nicht darin besteht den (einzig) richtigen Weg zu finden, sondern viel mehr darin, am eigenen Weg nicht stehenzubleiben, sich zu entwickeln, weiterzugehen, voranzukommen. So wird aus dem angstvollen Bild des Irrgartens ein tröstliches Bild. Geh weiter, lerne aus deinen Fehlern, vertraue Deiner Kraft, vertraue den Chancen, die du bekommst.

„Jeder Schritt ist ein Sieg“ hat Bernhard Haschka auf den Stein am Eingang des Labyrinths im Jugendgefängnis Gerasdorf in Österreich schreiben lassen. Labyrinthe gibt es in Klöstern und Kirchen, auf Dorfplätzen und in Wäldern, in Krankenhäusern und eben auch in einer Strafvollzugsanstalt. Weil Labyrinthe Menschen ermutigen können, den eigenen Lebensweg zu reflektieren und dem Weg und seinen Möglichkeiten zu vertrauen. Und wenn es keine großen Erkenntnisse sind, sondern einfach nur ein Hauch des Trostes, ein Streiflicht der Einsicht, eine Brise der Ermutigung, ein wenig mehr Stille, ein Moment des Aufmerkens, ein Wort des Gebetes, dann ist das Labyrinth nicht nur ein faszinierendes Bild, sondern ein Ort des Vorankommens, wo der Satz „Jeder Schritt ist ein Sieg“ manchmal lebendige Wirklichkeit wird. Mehr dazu…

Gernot Candolini

 

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