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Keine Angst vor großer Unterschiedlichkeit

6. Dezember 2018

Als Dekanin für die Gefängnisseelsorge im Bereich der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) bringe ich Grüße mit aus dem Landeskirchenamt und aus dem Vorstand der Evangelischen Konferenz für Gefängnisseelsorge. Wir freuen uns über die Einführung von Daniela Bröckl als Diözesanbeauftragte für Gefängnisseelsorge im Erzbistum Paderborn.

Der Apostel Paulus – oft streng gerade mit uns Frauen – sagt es in seinem großen Stück über den einen Leib und die vielen Glieder: Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Heute also ein Grund zur Freude für uns alle hier, denn Du, liebe Daniela, trittst eine neue Aufgabe an, bringst so viel dafür mit: Kompetenz, Erfahrung, Verbindlichkeit, Engagement …, hast dafür den Segen mit auf den Weg bekommen und bist in Deiner Stelle durch das Erzbistum Paderborn so ausgestattet worden, dass Du diese Arbeit gut tun kannst. Schön, dass es in diesen Zeiten möglich ist, die Weichen so zu stellen!

Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind, so auch Christus. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt, wir seien katholisch oder evangelisch oder orthodox oder freikirchlich, könnten wir zu Paulus heute vielleicht hinzufügen.

Grußwort zur Einführung von Daniela Bröckl als Diözesanbeauftragte für Gefängnisseelsorge im Erzbistum Paderborn von der evangelischen Dekanin in Nordrhein-Westfalen, Uta Klose, JVA Bochum.

In der Gefängnisseelsorge arbeiten wir ökumenisch nah zusammen – sicher immer mit unseren Möglichkeiten, aber auch mit unseren Grenzen – sind wir im Gefängnis gemeinsam für Menschen da, die in großer Zahl die Zuwendung der Kirche suchen – seien sie evangelisch oder katholisch oder Hindu oder Alevit… Wir dienen als Menschen unter Menschen, dienen als Menschen den Menschen, verbinden uns mit Geistlichen, mit Begleitenden und Seelsorgenden verschiedener Religionen und katholisch und evangelisch miteinander. Dabei werden wir stärker, je deutlicher wir jeweils unser eigenes Profil zeigen. Wir brauchen keine Angst zu haben vor Unterschiedlichkeit, sondern dürfen sie erleben als Kraft, als Vielfalt und Stärke in einer vielfältigen Welt.

Die Gefängniswelt ist grau. Und die Gefängniswelt ist bunt, voller verschiedener Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Prägung, die sich in der Gefängnisseelsorge einfinden. Die eine gute Begleitung brauchen, geistlich, nüchtern, kompetent, gut ausgebildet. Das ist es wert. Jeder Mensch ist es wert. Es ist schon berührend, wenn jemand wie in der letzten Woche in der JVA Bochum-Langendreer zum ersten mal einen Adventskranz selbst bindet und plötzlich versteht, was dessen Symbolik auf Weihnachten hin ist, wenn er auf einmal berührt ist von einer Botschaft, weil er das Warten kennt und das Ziel oft nicht weiß. Wir wissen nicht, ob der Mann seine Haftzeit so hinter sich lässt, dass er nie wieder straffällig wird. Aber wir wissen, dass er in der Haft Momente von Leben erlebt hat, die er vorher so nicht kannte. Und wir sind überzeugt, dass ihn diese stärken auf dem Weg seines Lebens, auf dem Weg des Friedens.

Und das ist es wert, um noch einmal mit Paulus zu sprechen, dennvielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten; und die uns am wenigstens ehrbar zu sein scheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre und bei den Unanständigen achten wir besonders auf Anstand, denn die Anständigen brauchen es nicht. Wie gut, dass in Deiner Person, liebe Daniela, die Arbeit der KollegInnen in der Gefängnisseelsorge im Erzbistum Paderborn weiter gestärkt wird durch einen geschulten und engagierten Blick aus der Praxis. Ich freue mich auf alle weitere Zusammenarbeit auch in dieser neuen Rolle!

 

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