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Archäologisch wie psychologisch wertvoll: Keller

9. September 2021

GefängnisseelsorgerInnen aus dem Erzbistum Paderborn erkunden im Rahmen ihres ersten präsenten Zusammentreffens die vergrabene Stadtgeschichte der Bischofsstadt Paderborn. Im Haus, in dem sich das Einwohnermeldeamt Paderborns befindet, geht es in die Tiefe des darunter liegenden Kellers. Die Gefängnisseelsorger sind einiges von ihrem Dienst im Knast gewohnt. Im Keller befinden sich oft so manche Schätze, oder auch nicht. Man muss erst lange danach graben, um sie ans Tageslicht zu befördern. Dies gilt archäologisch wie psychologisch.

Bei Ausgrabungen im Keller stieß man auf einen fast halben Meter darunter liegenden festen Steinplatten-Boden.

Der Archäologe Robert Gündchen, der die Knastgruppe begleitet, berichtet über die Kelleruntersuchungen der Paderborner Altstadt. Das mittelalterliche Paderborn ist im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört worden. Viele Spuren haben sich aber im Boden der Altstadt erhalten und werden Stück für Stück von der Stadtarchäologie entdeckt. Außer Fundamenten, Gruben, Brunnen und Latrinen sind es häufig Keller, die das Bild aus der Frühzeit Paderborns neu beleben. In seltenen Fällen haben sich ganze Räume in den Bauwerken erhalten. Die Stadt Paderborn erfuhr im 12. und 13. Jahrhundert eine grundlegende Umformung, die durch zahlreiche städtebauliche Entwicklungen und infrastrukturelle Maßnahmen hervorgerufen wurde. Aus der bestehenden Bischofsstadt des 11. Jahrhunderts mit unterschiedlichen grundherrschaftlichen Bezügen entstand eine „neue“ Stadt, umgeben von einer Befestigung.

Verschiedene Epochen

Schon den ersten Schritt in die Tiefe lässt die historische Dimension erahnen. Die verschiedenen Gesteinsschichten und Gewölbe, die im Laufe der Geschichte immer wieder durch Mauern verändert wurde, lässt keine eindeutige Nutzungsthese erkennen. Feststeht, man stieß bei Ausgrabungen auf einen darunter liegenden festen Boden. Sogar eine Art Wendeltreppe legte man frei, deren Handlauf erst gar nicht abmontiert, sondern nur zugeschüttet wurde.

Alte Fensterfassungen aus Sandstein wurden in der Kellertreppe verbaut. Nach dem Wegräumen des Schuttes auf dem Kellerboden war der Blick frei auf die Konturen einer wahrscheinlich mittelalterlichen „Stillen Örtchens“. Diese gemauerten Schächte sind oft Fundgruben, da die mittelalterlichen Paderborner darin auch viele unbrauchbare Dinge des damaligen Hausstandes entsorgt haben. Hier landeten häufig Bruchstücke von Alltagsgegenständen, die Interessantes über das Leben der Bewohner erzählen können.

Schätze im Keller?

Im Keller der jetzigen Commerzbank am Marienplatz ist ein Kellergewölbe wiederhergestellt worden. Ohne Spinnweben und Staub kann man dort vergraben geglaubte Dinge in Vitrinen bestaunen: Keramikkrüge, Knochen und Werkzeuge. Die Keller in der Innenstadt sind häufig mehrere Jahrhunderte älter als die Gebäude darüber vermuten lassen. „Die einzigen Reste aus dem Mittelalter verstecken sich in Paderborn im Boden“, sagt der Archäologe Robert Gündchen. Im Vergleich zu anderen Städten zeichne sich Paderborn auf dem Gebiet dadurch aus, dass historische Keller in einem Kataster, also einer Art unterirdischem Stadtplan, erfasst sind. Im Keller befinden sich oft so manche Schätze. Man muss erst lange danach graben, um sie ans Tageslicht zu befördern. Dies gilt archäologisch wie psychologisch. Doch vieles will man lieber ruhen lassen…

 

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