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Im Jugendknast Vögel als Symbol der Freiheit

5. Februar 2019

Eine Krähe verheddert sich im Stacheldraht. Ihr Schwarm kehrt um, um zu helfen. Und dann sind sie alle wieder frei, nur ein paar Federn bleiben hängen: Diese Geschichte hat Tobias V. (22) geschrieben. Eine Geschichte von Freundschaft und Solidarität.

Tobias ist einer von 300 Berlinern zwischen 14 und 24 Jahren, die in der Haftanstalt Plötzensee eine Strafe absitzen. Zwei Jahre ist er schon da, bis 2021 muss er noch bleiben. Fast alle hier sitzen wegen Gewaltdelikten. Raub, Prügelexzesse, Tötung. Doch jeder von ihnen hat auch andere Seiten. Zum Beispiel das Schreiben: Gemeinsam mit dem katholischen Diakon Thomas Marin haben sie ein Buch herausgebracht: „Haftnotizen“.

Sie schreiben über ihre Taten, ihre Reue. Merlin S. beschreibt das Entsetzen, als er begriff, dass der Junge, der nach seiner Prügelattacke starb, der Bruder seines Freundes war: „Eine eiskalte Flut gleitet durch meinen Körper.“ Er ist traurig, weil seine Familie ohne ihn Weihnachten feiern muss: „Das hat sie nicht verdient.“ Ein anderer Häftling, Jakubos dichtet: „Alles ging viel zu schnell, er war ein Jugendlicher, doch im nächsten Augenblick schon Einbrecher.“ Und immer wieder Vögel – Roy T.: „Spätzlein, Spätzlein in der Luft, du sag mal, vermisst mich denn einer da draußen?“ Sie sehnen sich nach Freiheit. Träumen von einem Leben als Koch, Rechtsanwalt, Vater. Auch Tobias hat einen Plan: „Draußen so zu leben, dass ich nie wieder hier rein muss!“

Ute Stiller

 

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