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Eine Liebeserklärung an den finnischen Blues-Rock

5. Februar 2020

Der Valentinstag ist nicht mehr weit entfernt und schon werden Liebeserklärungen im Gefängnis zum finnischen Blues-Rock abgegeben. Die Blues-Gitarristin und Sängerin Erja Lyytinen und ihre Band überzeugen mit einem außergewöhnlichen Konzert im Mehrzweckraum der hessischen Justizvollzugsanstalt Hünfeld. Die nordische Schönheit spielt nicht zum ersten Mal in einem deutschen Gefängnis. Sie präsentiert sich als gereifte Musikerin, die ihren ganz eigenen Stil hat, um die Menschen musikalisch zu erreichen.

Solch eine Musikerin ist in einem männerdominierten Knast eine absolute Ausnahmeerscheinung. Die örtliche Gefängnisseelsorge hat ein gutes Gespür für das Außergewöhnliche. Daher ist die weltweit gefeierte Musikerin mit ihrer Band für das Konzert mit Tiefgang eingeladen worden. Der Blues-Gig zeigt sich als persönlicher und internationaler Liebes-Rock-Antrag an die Männer hinter Gittern. Erja Lyytinen ist eine finnische Blues-Gitarristin und Sängerin, die eigene Songs schreibt und ihre Aufnahmen mit produziert. Sie wird oft mit der US-amerikanischen Blues- und Country-Musikerin Bonnie Raitt verglichen, zumal beide Slide-Gitarre spielen.

Mit mehr als 120 Anmeldungen von Gefangenen war die Veranstaltung gut besucht. Sportwissenschaftler Alexander Gräber koordinierte mit Unterstützung von den ‚Justiz-roadies‘ Andreas Möller und Jonathan Wirth und anderen interessierten Bediensteten. Es herrschte eine sehr lebendige und aufregende Atmosphäre im vollbesetzten Andachtsraum. Peter Gebhard vom Vorstand des Vereins „Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e.V.“ sprach zu Beginn des Konzerts lobende Eröffnungsworte. Im Anschluss begrüßte Gefängnisseelsorger Diakon Dr. Meins Coetsier mit einem Gefangenen auf dem Schlagzeug und Tilo Zschorn auf der Gitarre sowohl die Band, als auch die Strafgefangenen und Gäste mit einem kurzen Song.

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Gleich danach setzte die Slide Guitar-Göttin ein Liebeszeichen an die ganze Anstalt: Sie rockte, sang, zauberte auf ihren farbigen Gitarren und zog die Gefangenen mit ihrer sympathischen Art in ihren Bann. Ihre Begeisterung und Freude den Gefangenen zu begegnen zeigte sie mit einem gefühlvollen Gitarrenspiel und einem spontanen Lächeln.

Die Songs rockten den Raum so sehr, dass alle letztlich den Blues zutiefst im Inneren spürten. „Fühlst Du meinen Schmerz! Ich Sing für Euch!“, sagte sie mitfühlend zu den inhaftierten Zuhörern, wonach die improvisierten Gitarrentöne den ganzen Knast nochmal in Schwingung brachte. „We love You!“, klang es von allen Seiten, weil sie zwischen den Stuhlreihen ihre Gitarrensolos wunderbar darbrachte.

Während die zierliche Finnin mit funkelnden Gitarren zauberte, waren ihre Tourmangerin Hertta Hynninen und die Bandmitglieder, Tatu Back (am Bass), Liro Laitinen (am Schlagzeug), Miika Aukio (am Keyboard), Olli Huttunen (Soundtechniker) und Lucas Klier (Theater hinter Gittern), das wunderbare Dreamteam, das dafür sorgte, dass alles zu einem unvergesslichen Abend ausklang.

Warum die sympathische Finnin als „Best Guitarist“ beim European Blues Awards 2017 ausgezeichnet wurde, zeigte sie in Songs wie „Hard as Stone“ und „Wedding Day.“ Die Band sorgt dafür, dass am Ende die Gefangenen voll einbezogen in einem vielstimmigen ‚Chor‘ mitsingen. Selbstverständlich wurde eine mehrfache Zugabe lautstark mit viel Geklatsche gefordert. Der engen Verbindung zwischen Musik und Geist Gottes konnte intensiv nachgespürt werden.

Die unterschiedlichen edukativen, kulturellen und musikalischen Veranstaltungen sind Teil des Innovationsprojekts „Jail House College“ in Kooperation mit „Theater hinter Gittern“. Die hessische Justiz und der Anstaltsleiter, Lars Streiberger, unterstützen die Projekte. Sie sind eine bereichernde und sinnvolle Abwechslung im Knastalltag.

 

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