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Esel im Jugendknast in Neustrelitz integriert

1. Januar 2019

Bruder Gabriel Zörnig arbeitete bis September 2018 als Gefängnisseelsorger in Mecklenburg. Er gehört der Franziskaner Gemeinschaft an. Bis zu seinem Weggang für eine andere Arbeit im hessischen Fulda betreute er Gefangene in den Justizvollzugsanstalten in Neustrelitz, Bützow und Neubrandenburg. In seiner Seelsorge versucht er auf die Nöte, Ängste und Hoffnungen der Gefangenen einzugehen.

Für die Gefangenen, die oft mit einer gebrochenen Lebensgeschichte fertig werden müssen, sind Bezugstrukturen besonders wichtig, im Hinblick auf eine spätere Integration. Der kleine Zoo in der Jugendanstalt Neustrelitz trägt dazu seinen Teil bei. Seit neuestem gehören auch Gustav und Lola, die beiden Esel dazu. Ein Teil seines Preisgeldes vom Siemerling-Sozialpreis hat Bruder Gabriel, Gefängnisseelsorger in Mecklenburg, für die Esel Lola und Gustav investiert. Schon lange gab es den Wunsch, auch Esel zu beherbergen im Knast. Esel sind nicht störrisch, sie haben einen starken Willen, so heißt es. Sie lassen sich nicht herumkommandieren, man muss sich mit ihnen vertraut machen und sie verstehen lernen.

Die Jugendlichen Straftäter, die bei Ingo Brassen (Leiter der Abteilung Tierzucht) arbeiten, sind Menschen, die sonst schwer vermittelbar sind oder sonst kaum zum Zuge kommen im Gefängnisalltag. Mit den Tieren lernen sie Fürsorge, Mitgefühl, Verantwortung, aber auch Stärke und Führung. Eine kleine Gruppe aus Neustrelitz machte sich auf den Weg nach Klockenhagen an der Ostsee zum dortigen Eselhof. So viele Esel, da sollten doch auch zwei für uns dabei sein. Man hätte Mühe, die Esel einzufangen und in den Anhänger zu bekommen. Nicht minder viel Geduld brauchten sie beim Ausladen. Wer will schon gern ins Gefängnis. Gehenlassen bedeutete für die Mitarbeiter dort auch Abschiedsschmerz, sogar Tränen. Wie sich die Dinge mit den Menschen und Tieren doch gleichen, wenn es um Knast geht.

Zur Begrüßung von Gustav und Lola wurde sogar die Knastglocke geläutet. Das geschieht nicht für jeden Ankömmling. Auch der Anstaltsleiter, Herr Eggert begrüßte „die Neuen“ an der Pforte. Die Gefangenen fassten gleich gut zu, halfen die Esel, herauszulocken und unterzubringen. Sie nahmen ihre neuen „Mitgefangenen“ freundlich und gespannt auf. Sorgen machen sich einige Inhaftierte und Bedienstete wegen der möglichen Ruhestörung. Aber das gehört eben dazu. Das war nicht unbegründet. „Wir sind jetzt hier, das sollt ihr schließlich wahrnehmen!“ Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, an die Glocke haben sich auch alle gewöhnt.

Vielleicht setzten sich Gustav und Lola ja gegen die nächtlichen Debatten und Beschimpfungen der Gefangenen an den Fenstern auch durch. Ja, ein Esel ist auch ein geliebtes, von Gott geschaffenes Wesen. „Bruder Esel“ nennt Franziskus liebevoll seinen Leib. Wenn es eben noch nicht zur Palmsonntagsprozession mit den Eseln geklappt hat, dann kann der liturgische Einsatz zur Krippendarstellung an Weihnachten erfolgen.

 

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