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Gabe der Entscheidung und Mut aufeinander zuzugehen

14. November 2019

„Und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens!“ ist im Innenteil der Einladung zum ökumenischen Gottesdienst zu lesen. Anlass sind die Einführungen des evangelischen Gefängnisseelsorger Lothar Schulte und des katholischen Gefängnisseelsorger Hubertus Schmidt für ihren Dienst in der Justizvollzugsanstalt Attendorn.

Es scheint wichtig zu sein, sich des Friedens zu vergewissern, auch wenn er da ist, gar nicht gefährdet scheint, wenn hier zwei Seelsorger sagen, wir möchten unseren Weg in der JVA Attendorn ausdrücklich zusammen gehen, wir schätzen uns, wir sind ökumenisch miteinander unterwegs, wir drücken das heute in einem gemeinsamen Gottesdienst aus, wir sind „die Abteilung 8“ der JVA (war es die Acht hier?) und das ist gut so.

„Und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens!“ Ein einfaches Wort und ein sperriges: Klingt etwas altmodisch, hat der Gefangene gesagt, der es in den letzten Tagen auf meinem Tisch liegen sah, klingt etwas altmodisch, meinte er, aber klingt gut. Der Frieden, der fehlt doch überall. Ja, der Frieden, er fehlt überall. Und selbst da, wo er nicht fehlt, ist er nicht selbstverständlich, ist er manchmal ganz schnell in Gefahr, will er immer wieder gesucht werden. Dazu braucht es eine Entscheidung. Dazu braucht es manchmal Besinnung. Dazu braucht es Innehalten. Wie schnell ist etwas gesagt oder getan, was den Anderen brüskiert, in Rage bringt, gekränkt zurücklässt. Und wie schnell ist dann eine Spirale in Gang gesetzt, aus der nichts Gutes wächst.

Zwei neue Seelsorger wurden in einem feierlichen Gottesdienst in der JVA Attendorn im Sauerland offiziell in ihren Dienst eingeführt.

Der Epheserbrief, dieser kleine Brief aus dem Neuen Testament, der es in sich hat, weiß etwas von dieser Spirale. Da stritten sich in Ephesus die Einen und die Anderen, wer dem Heil warum näher ist. Und wenn es ums Heil geht, um den Glauben, um die Religion, Dann wird es oft eng. Wir brauchen uns in der Welt und bei uns selbst nur umzuschauen.

Der Schreiber des Epheserbriefes, der, um seine Autorität zu stärken, gleich mal so tat, als sei er der große Apostel Paulus – anscheinend hielt er das für nötig, als er in den Streit sprach, da braucht es manchmal ein starkes Wort – der Schreiber des Epheserbriefes erinnert gleich im Zweiten Kapitel daran, wo der Friede zu suchen ist: „Christus ist unser Friede!“ sagt er. Ein einfaches Wort. Klar, um sich darauf zu besinnen, wenn es irgendwo nicht weitergeht. Christus ist unser Friede! Der ist immer schon da. Der ist immer schon bereitet. Der kann nicht verloren gehen. Wir gehen manchmal verloren. Und  dann gilt es innezuhalten, sich zu besinnen, nach innen zu schauen, ehrlich und ohne Schonung, alles was in Unruhe ist, wieder zur Ruhe kommen zu lassen und ihn wieder zu spüren, den Herzschlag, der uns leben lässt und den Anderen und die Andere uns gegenüber auch.

Dazu braucht es eine Entscheidung, dazu braucht es manchmal Weisheit. Und dazu braucht es oft nur den einen Schritt zur Seite oder den einen Schritt zurück, der sie wieder freisetzt: die Gabe der Unterscheidung, das Geschenk der Gelassenheit, den Mut des aufeinander Zugehens. Wir alle wissen, was ein Mensch braucht, um zu leben in Frieden, um sich zu entfalten, um seine Gaben einzubringen.

Der Epheserbrief hat eine wunderschöne Formulierung dafür gefunden, er wünscht den Streitenden: „Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist, und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam ist.“ Genau. Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens und die Entscheidungskraft, immer wieder innezuhalten, um diese Augen zu spüren, zu entfalten, zum Leuchten zu bringen den Menschen zur Freude und Gott zur Ehre. Amen

 Uta Klose | Evangelische Dekanin für Gefängnisseelsorge NRW

 

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