parallax background

Straffällige Jugendliche gründen eigene Band

10. August 2019

„Das Projekt ist ein überragender Erfolg und hat meine Erwartungen völlig übertroffen! Es ist schön zu sehen, dass mit Musik so viel zu erreichen ist und so ein Zugang zu den straffällig gewordenen Jugendlichen geschaffen werden kann!“ Wolfgang Haack, Musikschullehrer der Musikschule An der Oste und Projektleiter des Projekts mit straffälligen Jugendlichen ist begeistert. Dass die Teilnehmer zu einer Band namens „Die Vorband“ zusammengewachsen sind und mit Spaß, Freude, Engagement und Leidenschaft einen eigenen Song auf die Beine gestellt haben, davon konnten die Initiatoren des Projekts nur träumen.

Ziel der Kooperationspartner – die Musikschule An der Oste, die Jugendstraffälligenhilfe „Die Schleuse“ und der Evangelisch Lutherische Kirchkreis Cuxhaven-Hadeln – war es zunächst, den Jugendlichen die Möglichkeit anzubieten in einer Band zu musizieren. Ein Musik- und ein Sozialpädagoge sollten versuchen, die Teilnehmer für einen Song zu begeistern. Stephan Wagner Krüger, selbstständiger Schlagzeuglehrer und Musiker erinnert sich: „ Ich wollte an diesem Wochenende bei den Jugendlichen Spaß und Interesse an der Musik wecken. Musik ist auch ein Weg Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich wollte versuchen in der Gruppe ein Gemeinschaftsgefühl, ein „Wir“-Gefühl zu entwickeln. Dass man zusammen etwas Positives erschaffen kann, sich gemeinsam ergänzen kann. Dass ein Erfolgserlebnis das Selbstbewusstsein stärkt und zu mehr Respekt vor anderen und vor sich selbst führt. Das zu vermitteln war mir wichtig.“

Unterricht an Instrumenten

Das Projekt begann mit einer Vorstellungsrunde, in der die Jugendlichen nach ihrem Musikgeschmack, ihren Lieblingsbands, Lieblingslieder und Erfahrungen mit Instrumenten oder generell mit Musik und Konzertbesuche befragt wurden. Das Eis war gebrochen. Gleich zu Anfang zeigte sich, dass die Teilnehmer viel mit Musik anfangen konnten und sich sofort für die Sache interessierten. Je nach Interesse probierte jeder die bereitgestellten Instrumente aus und bekam Anleitungen und Erklärungen dazu. Schnell kamen Vorlieben zum Vorschein. Die Instrumente wurden verteilt, das Coaching begann. Jeder einzelne bekam Unterricht an seinem gewählten Instrument. Betreuer Marco Paladino erklärte kurz die Grundbegriffe von Akkorden und Harmonielehre. Aus welchen Teilen besteht ein Musikstück? Was ist eigentlich die Intro, eine Strophe, oder der Refrain? Schon bald wurde begonnen, die ersten eingeübten Akkorde und Rhythmen im Zusammenspiel mit der Gruppe einzustudieren.

Songtexte schreiben

Anschließend erarbeitete die Gruppe einen Songtext. Es galt einen gemeinschaftlichen Text zu schaffen, in dem jeder Teilnehmer eine Textzeile oder eigene Gedanken mit einbringt. Mit Hilfe eines Flipcharts wurden Wörter oder Zeilen aufgeschrieben, die zum Songthema passen. „ Nach und nach ergaben die Wörter einen kompletten und sinnvollen Text, der sehr viele persönliche Erlebnisse und Gedanken beinhaltete“, schwärmt Wolfgang Haack. Der Titel des Musikstückes: „ Ich habe was zu erzählen!“ passte. Nach Fertigstellung des Songtexts wurde gemeinschaftlich an den Instrumenten weiter geprobt und mit Anleitung und Hilfe der Projektbetreuer wurde der Song fertiggestellt. Während der Probephase wuchsen die Teilnehmer immer mehr zu einer Gruppe zusammen und entwickelten Ideen für einen eigenen Bandnamen. „Die Vorband“ war geboren. Am letzten Tag des Seminars probten sie noch einmal den Song. Dann ging es zur Aufnahme ins Studio der Musikschule. Jeder Teilnehmer spielte seinen Part am Instrument oder Gesang ein. Die Teile fügten sich schrittweise zu einem Ganzen zusammen. Es war nicht nur eine Band entstanden. Auch ein eigener Song war komponiert, gespielt und aufgenommen.

Wolfgang Haack ist mehr als zufrieden mit dem Projekt: „Es war sehr überraschend was für Talente und Fähigkeiten bei den Teilnehmern zu Tage kamen. Es war toll zu sehen inwieweit die Teilnehmer zu einer Band zusammenwuchsen und mit Freude immer weiter an dem Song arbeiteten. Dieses Projekt sollte nachhaltig weiterverfolgt, weitergeführt und gefördert werden um den Jugendlichen eine Chance und eine Alternative zur Gewalt und straffälligen Handlungen zu bieten.“


Musikbeispiel „Du darfst nicht aufgeben!“

Kultur macht stark

 

Feedback 💬

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert