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Das Labyrinth im Innenhof der Heilbronner JVA

24. Februar 2022

Das Labyrinth im Innenhof der Heilbronner Justizvollzugsanstalt (JVA) in Baden-Württemberg hat einen Durchmesser von 16 Meter. Die Strecke vom Eingang bis zur Mitte und wieder zurück beträgt rund 150 Meter. Dass der Innenhof eines Gefängnisses nicht unbedingt eine graue Asphaltwüste sein muss, dafür ist die Heilbronner Justizvollzugsanstalt ein gutes Beispiel: Als im September 2016 im Rahmen des Umbaus der neue Zellentrakt eingeweiht wurde, entstand damit nicht nur zusätzlicher Platz für 60 Häftlinge: Auch auf dem Innenhof kam etwas Neues dazu: ein Labyrinth. Eine Idee aus der Gefängnisseelsorge.

Maßgeblich an der Idee beteiligt war Gefängnisseelsorger Hubertus Mayer. Der 59-Jährige kann sich noch ganz genau erinnern, wie ihm die Idee kam: Einen Blickfang habe er sich gewünscht. Zum einen für die Insassen, die hier leben, und zum anderen für die Bediensteten, die in der JVA arbeiten. Der asphaltierte Platz sei monoton gewesen und habe gewirkt wie ein „schwarzes Loch“. Da habe sich die JVA beim städtischen Bauamt gemeldet – und so führte eines zum anderen. „Mein Herz hängt an dieser Arbeit“: Hubertus Mayer ist seit über 22 Jahren Gefängnis-Seelsorger in der JVA.

Ein aufgemaltes Labyrinth im Freistundenhof der Justizvollzugsanstalt Heilbronn.

Symbol ist in vielen Kulturen bekannt

In dem Labyrinth sieht der 59-Jährige neben einer kreativen Maßnahme, den Innenhof aufzuhübschen, vor allem „ein wunderbares Symbol“, das in vielen Religionen und Kulturen bekannt ist und gleichzeitig sinnbildlich für den Weg während oder nach einer Haftstrafe stehen kann: Denkt jemand draußen an mich, wenn ich mich auf den Weg mache? Was erwartet mich in der Mitte? Lohnt es sich rauszukommen? Und: Komme ich gestärkt heraus?, nennt der Mayer ein paar Beispiele in Anlehnung an so manches Thema, mit dem ein Inhaftierter zu dem Gefängnisseelsorger kommt.

Das Labyrinth hat einen 16-Meter Durchmesser

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Die Mitte im Labyrinth erscheint nah, erklärt der 59-Jährige. Aber macht man sich erstmal auf den Weg, stellt man fest, hin und wieder in Sackgassen zu landen, Umwege nehmen zu müssen oder doch mehr Ausdauer als gedacht zu brauchen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Mit einem Durchmesser von 16 Metern ist das Labyrinth gar nicht mal so klein. Die Strecke vom Eingang bis zur Mitte und wieder zurück beträgt rund 150 Meter. Hubertus Mayer freut sich, wenn er hin und wieder einen Insassen sieht, der das Labyrinth ausprobiert. Oft passiere das aber nicht, weil der Mut beim Hofgang mit rund 15 anderen Häftlingen zu gering sei. Interessant findet der 59-Jährige, wie die Inhaftierten das Labyrinth für sich neu interpretiert haben: „Sie nutzen es beim Hofgang als Orientierung und laufen um die Markierung im Kreis. Das ist eine interessante und neue Funktion, die so nie geplant war.“

Ministerium für Justiz begrüßt kreative Maßnahmen

Das baden-württembergische Ministerium für Justiz und Migration begrüßt und unterstützt derartige Projekte wie das Labyrinth auf dem Innenhof der Heilbronner Justizvollzugsanstalt, auch im Sinne des Vollzugsziels, erklärt der stellvertretende Pressesprecher Gunter Carra und verweist unter anderem auf die Sitzgelegenheiten in den Höfen der Justizvollzugsanstalt Stuttgart, die in Form von Sternzeichen angebracht sind. Lob gibt es auch von Marion Gentges, Ministerin der Justiz und für Migration: Projekte wie diese „zeigen auf kreative Art und Weise, wie Resozialisierung aussehen und Menschen in Haft eine Motivation für ein straffreies Leben in Freiheit gegeben werden kann“.

Lisa Könnecke | Heilbronner Stimme

 

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