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Alternativer Drogen- und Suchtbericht erschienen

23. August 2021

Der „Alternative Drogen- und Suchtbericht“ (ADSB) wird herausgegeben von akzept e.V., dem Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik in Berlin. Im Jahr 2021 macht der Bericht die Alkohol- und Tabakkontrollpolitik zum Schwerpunktthema. Deutlich wird dabei, dass Deutschland sowohl in Bezug auf die Alkohol- als auch auf die Tabakkontrollpolitik eine sehr industriefreundliche und wenig gesundheitspolitische Ausrichtung hat. Neben den vielen inzwischen errungenen Erfolgen der Schadensminderung (Harm Reduction) in der Drogenhilfe zeigen sich immer wieder Defizite in der Versorgung Drogen konsumierender Menschen in Freiheit und besonders in Haft.

Einige Stichworte sind die drohende Versorgungskrise in der Substitutionsbehandlung, das Ansteigen drogenbedingter Todesfälle oder die Versorgung von Patienten mit Cannabis als Medizin. Im Frühjahr 2020 trat im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes eine Rechtsverordnung des Gesundheitsministers in Kraft, die die betäubungsmittel- und medizinrechtlichen Vorgaben temporär erweiterten. Damit gelang es im Zusammenspiel aller Akteure (Ärzte, Gesundheitsbehörden…) zumindest in den Großstädten die Versorgung mit der Opioid-Substitutionsbehandlung sicher zu stellen und den Kreis der Substituierten zu erweitern. Diese erfolgreichen temporären Erleichterungen in der Substitutionsbehandlung gilt es dauerhaft zu implementieren.

Drogenbedingte Todesfälle reduzieren

Auch die Zahl der drogenbedingten Todesfälle in Deutschland nimmt seit 10 Jahren kontinuierlich zu und hat im Jahr 2020 mit 1.581 Fällen einen neuen Höchstwert der letzten 20 Jahre erreicht (2001: 1.835).Deshalb wird im vorliegenden Bericht ein Maßnahmenplan für eine nachhaltige Reduktion drogenbedingter Todesfälle in Deutschland vorgestellt. Ein wichtiger Baustein dazu ist das kürzlich vom Bundesministerium für Gesundheit gestartete Modellprojekt NALtrain. Das einfach anwendbare Medikament Naloxon kann innerhalb weniger Minuten die atemlähmende Wirkung von Opioiden wie Heroin, Fentanyl oder Methadon aufheben und damit Leben retten. Dieses erste bundesweite Modellprojekt zum Thema Take Home Naloxon soll in den nächsten drei Jahren den Grundstein dafür legen, dass ÄrztInnen das Medikament verordnen und möglichst viele Opioid-KonsumentInnen und Substituierte dieses lebenswichtige Präparat mit sich führen und anwenden können. Projektträger sind akzept, die Deutsche Aidshilfe und das Institut für Suchtforschung Frankfurt.

Viele Rauschgiftdelikte

Während die Entwicklung von Verhältnisprävention bei den legalen Drogen auf sehr niedrigem Niveau stagniert, dreht sich die Kriminalisierungsspirale bei illegalen Substanzen ungebremst weiter: Auch 2020 hat sich der Anstieg der polizeilichen Ermittlungsverfahren zu Straftaten nach dem Betäubungsmittelgesetz fortgesetzt: Noch nie sind in Deutschland mit 365.753 polizeilichen Ermittlungsverfahren so viele „Rauschgiftdelikte“ registriert worden wie 2020. Ganz überwiegend beruht diese
Entwicklung weiterhin auf der polizeilichen Verfolgung der sogenannten konsumnahen Delikte im Mengenbereich lediglich zum Eigenbedarf.

akzept e.V

Der Verein akzept e.V. Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik wurde im Frühjahr 1990 in Bremen gegründet. Es ist ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Praktikern und Forschern, Professionellen und Patienten, Sozialarbeitern Medizinern, Juristen und drogenpolitisch engagierten Personen und Verbänden. Derzeit sind 55 Einrichtungen und Verbände sowie 140 Einzelpersonen Mitglied. Vorstand und Aktive arbeiten ehrenamtlich. Eine Reihe von Forderungen aus der Gründungszeit sind inzwischen von der Drogenpolitik umgesetzt wie z.B. die Substitutionsbehandlung als „state of the art“, Spritzentausch, der legale Betrieb von Drogenkonsumräumen, die Verschreibungsfähigkeit von Diamorphin (Heroin). Andere gilt es noch zu implementieren, dazu gehören die Naloxonvergabe im Drogennotfall und Drug Checking.

 

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