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Das Weihnachtsfest weckt das Kind in uns

4. Dezember 2018

Advent, Advent, die erste Kerze brennt. Manche sagen: „Ich bin so froh, dass es wieder so weit ist. Der November ist so grau. Aber der Dezember ist so schön. Im Advent bin ich ein ganz anderer Mensch.“ Geht es uns auch so? Bringt die Adventszeit Licht in unsere Seele? Freuen wir uns auf Weihnachten? Oder gehen wir mit gemischten Gefühlen auf das Fest zu?

Einige von uns vermissen gerade in der Weihnachtszeit den geliebten Menschen besonders schmerzhaft. Das erste Weihnachten ohne ihn/ohne sie – aber auch das dritte und achte und zwölfte ist für viele noch schwer. Was wir an Weihnachten fühlen und empfinden hat viel damit zu tun, wie wir es  als Kinder erlebt haben. Erinnerungen werden wach. Weihnachten weckt das Kind in uns. Auch wenn unsere Kinder inzwischen selbst schon Kinder haben, das Kind in uns lebt immer noch weiter. Zuweilen weint das innere Kind in uns, weil es sich verletzt fühlt. Manchmal betet das Kind in uns, auch wenn es uns schwer fällt noch an einen guten, liebenden Gott zu glauben. Und unsere Kinderseele sehnt sich immer noch nach Frieden auf Erden, auch wenn das nur ein naiver Kindheitstraum ist.

Weihnachten hält die Sehnsucht auf eine bessere Welt in uns wach. Hinter dem ganzen Lametta-Firlefanz steckt wohl auch die Ahnung, wie es sein könnte, sein sollte: Frieden auf Erden. Advent, Advent, die erste Kerze brennt. Dort, wo eine Kerze brennt, wohnt jemand. Auch in uns wohnt ein Licht, der göttliche Funken. Wir alle tragen einen winzig kleinen Teil des Göttlichen in uns. Als wir aus dem Muttermund zur Welt kamen war das ein heiliger Moment. Da berührten sich Himmel und Erde. In jedem Neugeborenen bekommt das Göttliche Hand und Fuß. Ein Engelchen, wie selig sind wir, wenn es lächelt, uns herzhaft zulächelt. In jedem Menschenkind wohnt ein Engel inne, auch wenn es ein Bengel ist.

Manche Menschen sind wahre Engel. Sie verbinden Wunden, wechseln Windeln, saugen den Schleim ab, reiben den Rücken ein. Sie tun alles, um das Leid ihrer Mitmenschen zu lindern. Nichts ist ihnen zu viel. Maria bückt sich, wäscht die wunden, wundgelaufenen Füße der „Tippelbrüder“,  verbindet ihre eiternden Wunden, behandelt die offenen Beine voller Maden. Maria pflegt auch die Spritzenabszesse und Geschwüren der Fixer.

„Barber Angels“ nennen sich Frisöre, die Obdachlose kostenlos die Haare schneiden. Jeder Friseur behandelt die Gäste so wie seine täglichen Kunden. Das baut Menschen, die auf der Straße leben, wieder auf. „Das Gefühl, angenommen zu werden, so wie man ist. Ein Gefühl, dazu zu gehören. Also nicht ausgegrenzt zu werden.“ – „Man fühlt sich danach wieder wie ein Mensch. Gepflegt. Sauber.“ Die Frisöre geben „Pennern“ ihre Würde zurück. Und sie bekommen auch einiges von Menschen, die nichts haben: Dankbarkeit. Umarmungen.

Als ich einen Gefangenen auf dem Hohenasperg fragte, warum ihm die Kerze so wichtig ist, antwortete er: „Meiner Kerze kann ich alles sagen.“ Ja, die Kerze hört uns aufmerksam zu, versteht uns, ist selbst doch auch nur ein kleines Licht. Das Kerzenlicht ist milde. Es leuchtet unsere dunklen Ecken nicht aus. Es lässt uns so sein wie wir sind.

Petrus Ceelen | Verwundet, vernarbt, verwandelt

 

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