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Ein Viertel Jahrhundert von Rottweil in die Welt

14. September 2019

Von links nach rechts: Erwin Schäfer, Dominik Hasler, Alwin Hummel, Angelika Hartmann, Franz Erni, Monika Koch und Veronika Saile.

Kaum bemerkt, aber eine zentrale Kontaktstelle für die Welt war fast 25 Jahre das Büro „CoMundo“ in der Eisenbahnstrasse direkt am Bahnhof in Rottweil. Wie der Name schon sagt, geht es um die Welt (spanisch „mundo“), also der Vermittlung von Fachpersonen nach Lateinamerika, Afrika und Asien. Die Kontaktstelle zog Menschen an, die sich bereit erklärten, für drei oder mehrere Jahre als Einzelperson oder Familie in der Entwicklungszusammenarbeit zu arbeiten. Das Büro schließt Ende Oktober, die Vermittlung von deutschen Fachpersonen geht weiter.

Im Jahr 1995 wurde im benachbarten Deisslingen-Lauffen die „Regionalstelle für Deutschland“ der Bethlehem Mission Immensee eingerichtet. Die Schweizer Entwicklungshilfe-Organisation ist in den Anfängen von der Ordensgemeinschaft der Bethlehem Missionare (SMB) an der „Hohlen Gasse“ zwischen Küssnacht und Luzern entwickelt worden. Inhaltlich geht es um die personelle Entwicklungs-Zusammenarbeit zwischen den Ländern des Südens und Nordens sowie Asiens.

In Deutschland ist bereits in den 70er Jahren der deutsche Verein „Bethlehem Mission Immensee e.V.“ durch Otto Balluff, einem Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart, in Kernen im Remstal gegründet worden. Ziel war und wird es weiterhin sein, geeignete Fachpersonen für einen Einsatz zu gewinnen. Die Themen haben sich ausgeweitet. Vor allem die gerechte Verteilung der Ressourcen und die Förderung mit den Partnern in den konkreten Ländern in Sachen Menschenrechtsarbeit, Gesundheitswissenschaften, Umwelt und Agrar sowie IT-Wissensvermittlung rücken in den Mittelpunkt. „Mission wird zudem anders verstanden. Wir wollen lebensförderndes Lernen und ein Austausch unterschiedlicher Kulturen“, sagt Vereinsmitglied Veronika Saile aus Überlingen, die mehrere Jahre in Sambia, auf den Philippinen sowie in Taiwan lebte und arbeitete.

Viele deutsche Fachpersonen sind mit der Schweizer Organisation in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) in Köln vermittelt worden. „Es geht um Begegnung auf Augenhöhe, von- und miteinander Lernen. Im Mittelpunkt steht der Mensch, nicht ein umzusetzendes Projekt“, sagt Angelika Hartmann, die seit 1995 die Stelle als Bildungs- und Personalreferentin betreut. In diesen Jahren hat sich die so genannte „Entwicklungshilfe“ zu einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe entwickelt. „Wir können sehr viel lernen und es ist keine Einbahnstraße von Europa in die Welt“, so Angelika Hartmann. Sie war selbst im Kongo und in Bolivien für mehrere Jahre tätig.

Angelika Hartmann empfängt das Netz, das ihr zum Abschied überreicht wird.

Die operativen Geschäfte der jetzigen Schweizer Organisation „CoMundo“ werden ab Ende Oktober 2019 von Luzern aus geführt. Die Stelle in Rottweil wird aufgelöst. Grund hierfür sind Strukturerneuerungen und die Fusion mit „Interteam“, einer anderen Organisation in Luzern. Der deutsche Trägerverein bleibt aber bestehen und behält seinen Sitz in Rottweil. „Die Vermittlung von deutschen Fachpersonen für Einsätze von Nord nach Süd geht weiter“, erläutert der Vorsitzende des Vereins, Alwin Hummel, aus Balingen. „Die Anlaufstelle wird uns fehlen, verbinden wir doch damit eine lange Geschichte.“

Zur Verabschiedung reisen von Luzern nach Rottweil der neue Kassierer Dominik Hasler und Franz Erni an. Letzterer war über 15 Jahre der verantwortliche Mann in der Geschäftsleitung von CoMundo in Luzern. „Manches Mal haben wir die Regionalstelle Rottweil etwas vergessen. Aber die Stelle wurde durch Angelika Hartmann und die Mitarbeiterin Monika Koch sehr gut geführt und brachte uns immer wieder deutlich in Erinnerung, wie wichtig deutsche Fachpersonen in der Entwicklungszusammenarbeit sind“, würdigte Franz Erni die Arbeit der beiden in seiner Dankesrede.

Der zweite Vorsitzende des Vereines, der Hechinger Erwin Schäfer, der langjährige Erfahrungen in Kolumbien sammelte, überreichte den beiden Mitarbeiterinnen ein Fischernetz, als Symbol für Ihre Netzwerkarbeit über all die Jahre in Deutschland, Schweiz und der Welt. Die überraschten und gerührten Gesichter des Zweierteams zeigten, wie die Arbeit Spuren hinterließ – spirituell wie organisatorisch. So manche Anekdote kam in Erinnerung. Neben den jährlichen Netzwerktreffen ehemaliger Fachpersonen gab es internationale Begegnungen wie beispielsweise 2008 mit dem kolumbianischen Zirkus „Cappuccino“ in Balingen.

Angelika Hartmann nutzte die Gelegenheit, um die Schweizer auf das Jubiläum der Stadt Rottweil hinzuweisen. 1519 schloss die Reichsstadt Rottweil in Zürich mit den Eidgenossen ein Bündnis, das für die Stadtgeschichte und die bilateralen Beziehungen von großer Bedeutung war. Dieser so genannte „Ewige Bund“ soll in Sachen „Entwicklungszusammenarbeit“ auf jeden Fall weitergeführt werden, betont der zukünftige Kassierer des deutschen Vereins und Leiter der Finanzen „CoMundo“. Interessierte BewerberInnen aus Deutschland können sich zukünftig über die Geschäftsstelle im Romero Haus in Luzern bewerben.

Michael King

 

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